Routen Kilimandscharo: Wo bitte geht’s zum Gipfel?
Besteigungsrouten Mount Kilimanjaro
Durch fünf verschiedene Vegetationszonen wandern, uralte Regenwälder bewundern, in die Heide- und Moorlandschaft eintauchen, über staubige, steinige Mondwüsten hinauf bis auf den mit Gletschern überzogenen Gipfel Afrikas empor steigen: eine faszinierende Vorstellung. Nur auf welcher Route? Die Auswahl ist so vielseitig, wie auch der Berg selbst. Prinzipiell stehen dir dafür mehrere Routen zur Wahl, die sich in Schweregrad, Distanz und Besteigungsdauer voneinander unterscheiden. Die bekanntesten Besteigungsrouten sind: die Marangu Route, Machame Route, Lemosho Route, Umbwe Route und die Rongai Route. Also fünf Routen Kilimandscharo, bei denen der Name allein schon Lust auf ein Abenteuer macht. Doch so wohlklingend die Namen auch sein mögen, viel an Informationen geben diese leider nicht preis. Deshalb, und damit du dir einen kleinen Überblick über dein Abenteuer verschaffen kannst, möchte ich für dich auf genau diese Trekking-Routen im Folgenden etwas näher eingehen.
Marangu Route
Laut Parkstatistik ist die 69 Kilometer lange Marangu Route, auch besser bekannt als „Coca-Cola-Route“, die meistbegangene und bekannteste am Kilimandscharo. Zudem ist sie auch die günstigste und wird von den meisten Bergsteigern als einfachster und komfortabelster Weg hinauf zum Uhuru Peak empfunden, da sie in lediglich fünf Tagen begehbar ist. Aber Vorsicht: obwohl es die einzige Route ist, auf der du in allen Camps ausschließlich in festen Holzhütten übernachtest und auf der du dich mit Mineralwasser, Bier, Schokolade und anderen Annehmlichkeiten versorgen kannst, ist es gleichzeitig die Route mit den statistisch geringsten Chancen auf deinen Gipfelerfolg. Der Grund dafür ist der schnelle Aufstieg und die damit verbundene, knapp bemessene Zeit für die Höhenanpassung des Körpers (siehe Höhenkrankheit). Dieses Problem kannst du umgehen, indem du dir eine sechstägige Besteigung, inklusive eines extra Tages zur Akklimatisierung, buchst.
Der Ausgangspunkt der Marangu Route liegt am Südhang des Kilimandscharos und dem gleichnamigen Marangu Gate (1.850 m). Von dort aus wanderst du in nördlicher Richtung durch den atemberaubenden Regenwald, vorbei an Riesenfarnen und Kosobäumen, bis zum Ziel deines ersten Tages, der 2.700 Meter hoch gelegenen Mandara Hut (3-4 h Gehzeit).
Am zweiten Tag führt dich der nordwestlich verlaufende Weg durch das anfangs üppig sprießende Gras- und Strauchland der Moor- und Heidelandschaft. Kurz vor der Horombo Hut (3.700 m, 5-6 h) triffst du dann das erste Mal auf Riesenlobelien und jahrhundertealte Baumsenecien. Hier im zweiten Lager empfiehlt es sich einen extra Tag zur Akklimatisierung einzulegen, bevor es dann am Folgetag weiter zur Kibo Hut (4.700 m) geht.
Der fünf- bis sechsstündige Weg zur Kibo Hut führt dich nach der Hälfte der Strecke in eine karge, wüstenähnliche Landschaft: der Kibowüste. Die Strecke wird dort steiler mit spürbar dünnerer Luft und du passierst die letzte Wasserstelle auf deinem Weg zum Gipfel. Dort im Kibo Camp angekommen, kannst du dich erst einmal entspannen und erholen –wenn man das in dieser Höhe überhaupt Erholung nennen kann –bevor du mit deinem Guide oder gegebenenfalls anderen Mitgliedern aus deiner Gruppe um kurz nach Mitternacht zum „Gipfelsturm“aufbrichst.
Steil bergauf kämpfst du dich bis zum Gilman’s Point (5.681 m), genießt dort den unvergesslichen Sonnenaufgang und torkelst weiter bis zum Uhuru Peak (5.895 m), Afrikas höchstem Punkt. Am Uhuru Peak zelebrierst du diesen einzigartigen und ergreifenden Moment, der dich für all die Strapazen der letzten Tage entschädigt. Nach kurzem Aufenthalt am Gipfel steigst du den gleichen Weg wie im Aufstieg bis zur Kibo Hut ab.
Anschließend geht es nach einer Verpflegungspause weiter hinab zur Horombo Hut, die du, sollte alles gut verlaufen sein, nach insgesamt 12 bis 14 Stunden Gehzeit erreichst. Dort leckst du deine Wunden, trinkst ein kühles Bierchen und schüchterst die anderen Bergsteiger ein, die den Gipfel noch vor sich haben und angespannt deinen Erzählungen lauschen.
Nach einer Übernachtung in der Berghütte steigst du zum Marangu Gate ab, dem Ausgangspunkt deines Abenteuers und verlässt den Kilimanjaro National Park.
Routen Kilimandscharo: Machame Route
Die Machame Route ist die populärste aller Camping-Routen. Im Vergleich zur Marangu Route ist sie körperlich anstrengender und aufgrund der Übernachtungen im eigenen Zelt deutlich unkomfortabler. Entschädigt wirst du dafür aber mit einer atemberaubenden Natur. Nicht umsonst gilt diese Route als die schönste und reizvollste Route des Kilimandscharos, den du in einer sechs- bis siebentägigen Tour darüber besteigen kannst. Dieser Weg zum Gipfel ist deutlich teurer als die Marangu Route. Trotzdem empfiehlt sich hier die siebentägige Tour, inklusive eines Akklimatisierungstages am Barranco oder Karanga Camp, um deine Gipfelchancen weiter zu erhöhen.
Der Ausgangspunkt ist das Machame Gate (1.800 m). Von da aus führt dich dein sechs- bis siebenstündiger und neun Kilometer langer Aufstieg durch den Bergregenwald bis zum Machame Camp (3.000 m), vorbei an riesigen, grünen und mit Moos und Farnen überzogenen Bäumen, in deren Kronen sich die Affen tollen.
Dort darfst du die erste Nacht im Zelt genießen, bevor es am Folgetag über steilere, immer wieder an- und absteigende Hügelketten zum Shira Camp geht (3.850 m, Gehzeit 5-7 h, 10 km). In diesem Zeltlager hast du, je nach Wettersituation, einen unvergesslichen Ausblick auf den Kibo und den Shira. Im Zusammenspiel mit dem einfallenden Sonnenlicht und den aufziehenden Wolken werden sie den Auslöser deiner Kamera zum Glühen bringen.
Am Vormittag des dritten Tages steigst du auf bis zum Lava Tower (4.500 m), vorbei an riesigen Geröllblöcken mit unzählbaren, darauf befindlichen Steinmännchen. Dort wird eine kurze Rast eingelegt. Als ganz Mutiger kannst du außerdem noch die 30 Höhenmeter bis zur Spitze des Lava Towers raufkrabbeln, bevor du, getreu dem Bergsteigermotto „hoch gehen, tief schlafen“, wieder hinunter bis in das Barranco Camp (3.950 m, 6 h) absteigst. Je nach gebuchter Tourdauer legst du hier deinen Ruhetag zur besseren Akklimatisierung ein. Und wenn das Wetter mitspielt, kannst du im Barranco Camp ungestört auf den Kibo schauen und nachts sogar die Lichter des 60 Kilometer entfernten Moshi bewundern.
Am Folgetag führt dich dein Weg zuerst über die Breakfast Wall, eine fast senkrechte, 300 Meter hohe Felswand, die als technisch schwierigste Passage der gesamten Machame Route gilt. Anschließend wanderst du in einem gewaltigen, sieben- bis achtstündigen Marsch ostwärts, immer wieder bergauf und bergab, vorbei am Karanga Camp (3.950 m), bis in das letzte Camp vor dem Gipfel, dem ungastlichen Barafu Camp (4.600 m).
Hier wartest du ungeduldig darauf, dass es gegen Mitternacht endlich losgeht. In völliger Dunkelheit kämpfst du dich eine Geröllhalde bis zum Stella Point (5.745 m) rauf und von hier aus im Schneckentempo bis auf den Uhuru Peak (5.895 m). Dort genießt du –hoffentlich bei Sonnenaufgang –die atemberaubende Aussicht über Tansanias und Kenias Savannen, bevor du über den mittlerweile aufgetauten Untergrund bis in das Barafu Camp hinunterläufst. Dort legst du eine kurze Pause zur Verpflegung ein und steigst weiter bis in das 3.100 Meter hoch gelegene Mweka Camp ab. Insgesamt über 4.000 Höhenmeter bzw. 19 Kilometer Gehstrecke an diesem Gipfeltag, die du in kräftezehrenden zwölf bis 14 Stunden zurücklegst.
Nach einer Nacht im wunderschönen, urwaldähnlichen Mweka Camp, wanderst du wieder durch den immergrünen Regenwald bis zum Mweka Gate (1.800 m, 3-4 h), wo deine Trekkingtour ihren Ausklang findet.
In meinem persönlichen, sehr plastischen Reisebericht „Kilimandscharo für Lebensmüde: Wie es dir geht, wenn nichts mehr geht.“ habe ich meine Erfahrungen in Tansania und mit der Machame Route aufgeschrieben.
Lemosho Route
Die 70 Kilometer lange Lemosho Route startet am Londorossi Gate auf 2.250 Metern und bietet dir die Möglichkeit, auf einer sehr schönen, abgelegenen Route über das Shira Plateau bis zum Uhuru Peak aufzusteigen. Einzig die Umbwe Route ist noch weniger frequentiert. Als eine der längeren Routen ist sie für sechs bis sieben Tage ausgelegt.
Mit dem Jeep wirst du zuerst vom Londorossi Gate bis zu den Lemosho Glades gefahren. Dort wanderst du in der Nähe der Lemosho Glades durch die unberührten Wälder. Diese Gegend beherbergt viele Tierarten, unter anderem auch Elefanten und Büffel, weswegen du auch von bewaffneten Rangern begleitet wirst. Nachdem du den grünen und beeindruckenden Regenwald durchdrungen hast, erreichst du nach drei bis vier Stunden das Mti Mkubwa Camp/Big Tree Camp (2.750 m).
Von dort aus geht es am zweiten Tag durch die Moor- und Heidelandschaft über den Shira Kamm, am Shira 1 Camp (3.500 m) vorbei, bis in das Shira Camp auf 3.850 Metern (7-8 h).
Am nächsten Vormittag trifft die Lemosho Route auf die Machame Route. Beide führen zusammen über den Lava Tower und von dort aus, vorbei an riesige Senezien, bis in das Barranco Camp, das du nach sechs bis sieben Stunden Gehzeit erreichst (siehe auch Machame Route). Hier hast du einen beeindruckenden Ausblick auf den Kibo, dessen schnee- und eisbedeckte Hänge dir zum Greifen nah erscheinen. Um deine Gipfelchancen zu verbessern, empfiehlt es sich auf dieser Tour einen extra Tag zur Akklimatisierung einzulegen. Dies kannst du hier im Barranco Valley tun oder du steigst am Folgetag den gleichen Weg der Machame Route weiter auf bis zum Karanga Camp (3.950 m, 3-4 h).
Der Aufstieg zum Karanga Camp ist verhältnismäßig kurz, wodurch du den gesamten Nachmittag zur Erholung hättest. Solltest du dich für eine sechstägige Tour und gegen einen extra Tag entschieden haben, dann kannst du direkt vom Barranco Camp bis zum Barafu Camp (4.600 m, 7-8 h) aufsteigen. Du nutzt dann das Karanga Camp (wie ich) lediglich, um eine kurze Mittagspause einzulegen. Egal, ob nun im Barranco oder im Karanga Camp, einen extra Akklimatisierungstag würde ich dir nahelegen. Vom Barafu Camp aus gleicht die Route eins zu eins der Machame Route (siehe Machame Route).
Umbwe Route
Am Umbwe Gate auf 1.800 Metern beginnt dein Besteigungsabenteuer des Kilimandscharos über die 51 Kilometer lange Umbwe Route. Sie gilt als schwerste, spektakulärste und direkteste Route zum Gipfel und wird deshalb nur ambitionierten Bergsteigern mit guter Kondition und Höhenerfahrung empfohlen. Statistisch gesehen ist sie von den fünf Routen die am wenigsten frequentierte. Offiziell ist sie auf fünf Tage ausgelegt. Aber ich bin mir sicher, dass du mit deinem deutschen Reiseveranstalter oder der Company, die du dir selbst in Tansania suchst, einen zusätzlichen Tag zur Akklimatisierung aushandeln kannst.
Vom Umbwe Gate wanderst du am ersten Tag durch den üppigen Wald auf breiten Forststraßen und zunehmend schmaler werdenden Pfaden, bis du nach vier Stunden das kleine Umbwe Camp (2.950 m) erreichst. Von dort aus geht es am nächsten Morgen direkt weiter zum Barranco Camp. Im Gegensatz zur Machame oder Lemosho Route wird also kein weiteres Camp auf dem Weg zum Barranco Camp angelaufen. Auch den Lava Tower wirst du auf dieser Route vergeblich suchen. Stattdessen führt dich der Weg über den engen, spektakulären Umbwe Bergkamm und freies Gelände mit Riesensenezien und Lobelien.
Ab dem Barranco Camp folgt der weitere Aufstieg der Machame und Lemosho Route. Dadurch ergeben sich die gleichen zwei Möglichkeiten, wie bei der Lemosho Route. Entweder einen zusätzlichen Tag zur Akklimatisierung einzulegen (Barranco Camp, Karanga Camp) oder direkt bis zum Barafu Camp (4.600 m) aufzusteigen. Nach insgesamt fünf bzw. sechs Tagen endet deine Tour am Mweka Gate.
Rongai Route
Nach einer langen Anfahrt aus Moshi oder Arusha gelangst du mit dem Auto an die Nordostflanke des Kilimandscharos bis zum Nalemoru Gate (2.000 m). Dieses liegt an der kenianisch-tansanischen Grenze und ist gleichzeitig der Ausgangspunkt für die 70 Kilometer lange Rongai Route. Diese Route gilt neben der Marangu Route als technisch leichteste der beschriebenen fünf Besteigungsrouten und wird von nur wenigen Wanderern begangen. Doch obwohl sie als sehr leichte Route gilt, kann es durch den relativ schnellen Aufstieg auf Höhen oberhalb der 4.000 Meter zu Akklimatisierungsproblemen kommen.
Dadurch, dass im Norden des Kilimandscharos geringere Niederschlagsmengen als auf den südwestlichen Routen fallen, ist die Vegetation karger und wird aufgrund dieses ganz speziellen Flairs oft als „Wüstenroute“ bezeichnet. Dabei bietet sie dir im Aufstieg einen faszinierenden Blick auf das südliche Kenia bis hin zu den Chyulu Hills. Der Abstieg erfolgt über die Marangu Route und bietet dir dadurch die Möglichkeit, auch die Vegetation der südwestlichen Routen zu erleben. Obgleich diese Abstiegsroute mit Hütten ausgestattet ist, bleiben diese den Bergsteigern der Marangu Route vorbehalten und du übernachtest weiterhin im Zelt.
Vom Nalemoru Gate geht es für dich am ersten Tag anfangs über gut ausgebaute Forststraßen in der Anbauzone, bis du in Pinienwälder eintauchst und nach drei bis vier Stunden gemütlichen Anstiegs, das Sekimba Camp / First Caves Camp (2.700 m) erreichst.
Am zweiten Tag geht es über mehrere Bergkämme und durch kleinere Täler, vorbei an den ersten Riesensenezien, stetig aufwärts bis zum Übernachtungsziel, dem Kikelewa Camp (3.650 m, 6-7 h).
Am nächsten Morgen wanderst du weiter steil bergauf, bis du die Vegetation hinter dir lässt und dein Tagesziel gegen Mittag erreichst: das idyllisch am einzigen Bergsee des Kilimandscharos gelegene und mit riesigen Senezien geschmückte Mawenzi Tarn Camp (4.330 m, 3-4 h). Dort kannst du den gesamten Nachmittag zur Akklimatisierung nutzen, bevor du am Folgetag über den Kibosattel, zwischen dem Mawenzi und Kibo, weiter aufsteigst. Dabei hast du immer wieder fantastische Ausblicke auf die weiten kenianischen Ebenen.
Am Ende dieses Aufstiegstages erreichst du nach einem anstrengenden Marsch, dessen steiler Pfad mit großen Felsbrocken gesäumt ist, das Camp: die School Hut (4.750 m, 4-5 h). Dort wartest du gespannt auf den kurz nach Mitternacht beginnenden Gipfelaufstieg, der dich bei Sonnenaufgang über den Gilman’s Point (5.681 m) bis zum höchsten Punkt, dem Uhuru Peak (5.895 m), führt.
Von dort aus steigst du zur Kibo Hut ab, isst hier Mittag und wanderst weiter die Marangu Route, bis in das Horombo Camp hinunter (siehe Marangu Route).
Nach einer hoffentlich erholsamen Übernachtung im Zelt, verlässt du den Nationalpark am nächsten Tag durch das Marangu Gate.
Wart ihr bereits auf dem Kilimandscharo und möchtet eure Erfahrungen über die Routen Kilimandscharo teilen? Oder plant ihr den Mount Kilimanjaro zu besteigen und grübelt über die passende Route, dann füttert die hungrige Kommentarbox.
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