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Ben Nevis: Über Fels und Eis auf Großbritanniens höchsten Berg

Ben Nevis Bergsteigen Schottland

Ben Nevis Bergsteigen Schottland

Ben Nevis ist der höchste Berg auf den Britischen Inseln. Mit 1.346 Metern überragt er seine Umgebung und sticht mit seinem eisbedeckten Gipfel wie die rote Kirsche auf der Sahnetorte heraus. Jeder, der den West Highland Way läuft kommt unweigerlich am Ben Nevis vorbei. Er schreit einen förmlich an: „Besteige mich!“ Aber je näher man ihm kommt, desto größer und imposanter türmt er sich vor einem auf. Ähnlich wir kleine Ameisenspuren zieht sich kaum erkennbar ein Trampelpfad an seinen steilen Hängen entlang. Bald verschwindet der Ameisenpfad und als Ameise am Fuß des Berges kannst du nur erahnen wo der Gipfel thront – sehen zumindest kannst du ihn nicht.

Mit 1.346 Metern ist der Ben Nevis kein Schwergewicht unter erprobten Bergsteigern. Selbst der Brocken im Harz ist nur 200 Meter kleiner und bei ihm traut man sich auch nur mit vorgehaltener Hand von einem Berg zu reden. Der Ben Nevis hat aber seine Besonderheiten. Hier startest du fast auf Meeresspiegel (20 m) und durch die unberechenbaren Wetterverhältnisse am Berg sterben jährlich etliche Touristen und Bergsteiger (allein 7 Tote bisher in 2016).

Mich zog er magisch an. Allgemein versuch‘ ich immer auf den höchsten Berg des Landes zu steigen, das ich gerade bereise. Nachdem mich ein Magen-Darm Infekt und Schüttelfrost für Tage auf dem West Highland Way außer Gefecht gesetzt hatten, brannte ich darauf endlich den Ben Nevis zu bezwingen. Ich war hoch motiviert, scharrte mit den Hufen in meinem Hostel in Fort William und gönnte mir nur einen Tag Genesung, bevor ich wieder in die Wanderschuhe schlüpfte. Das Ziel war klar. Die Richtung nur eine: die bergauf.

Aufstieg Ben Nevis in den Schottischen Highlands

Von Fort William lief ich mit meinem leichten Tagesrucksack, vollgepackt mit Essen, Trinken, Mütze, Handschuhen und einer warmen Jacke los. Circa vier Kilometer brauchst du von Fort William bis zum eigentlichen Start des Mountain Tracks (Nähe Visitor Centre oder YHA-Hostel). Doch dann geht es sofort steil bergauf. In Serpentinen windet sich der Pfad am Berghang entlang und du kletterst über Felsen und große Steinplatten, die in Treppenform einen Großteil des Pfades ausmachen. Egal ob kleine Felsen, Steine oder große Steinstufen, deine Oberschenkel machen sich schnell bemerkbar und schreien nach mehr.

„Glücklicherweise“ durfte ich mich die letzten 10 Tage mit meinem 23 Kilo Rucksack auf dem West Highland Way abplagen. So fühlte ich mich jetzt ohne Rucksackplage befreit und sprintete mit ungeahnter Energie den Berg hinauf. Wie eine Bergziege kraxelte ich über die Felsen und ließ einem nach dem anderen hinter mir. Ein echter Glückstag nach der Quälerei der letzten Tage.

Am Halfway Lochan auf 570 Metern änderte sich langsam die Vegetation. Der Pfad ging in eine lose Geröllpiste über, die Richtung Gipfel immer häufiger durch rutschige Schnee- und Eisfelder führte. Die ersten Wanderer packten ihre Steigeisen aus. Ich dagegen rammte einfach meine Sneakers kräftiger mit der Hacke in den Schneematsch. Ab 200 Höhenmetern unter dem Gipfel lag nur noch Schnee mit groben Eiskristallen darin. Reihenweise legten sich die Leute auf den Hintern oder arbeiteten sich auf allen Vieren über einige steilere Schneepassagen nach oben. Ein großer Spaß bei strahlendem Sonnenschein. Wenn jedoch der Gipfel in eine Nebelsuppe getaucht ist und der ambitionierte Bergwanderer nur wenige Meter weit gucken kann, dann ist eine Rutschpartie ins Ungewisse schon angsterweckend. Bei mir „schien“ die Sonne. Bei mir überwog der Spaßfaktor und ein fettes Grinsen überzog mein Gesicht, als ich auf dem Gipfel stand. Ein atemberaubendes 360 Grad Panorama sprang mir ins gerötete Antlitz. Der Wind pfiff in einer scharfen Brise über das schneeweiße Gipfelplateau und ließ die Fahne meines Heimatortes stolz für das Poser-Foto dahin tänzeln.

In 95 Prozent aller Besteigungen liegt der Gipfel unter Nebel und im Wolkenmeer verborgen. Enttäuscht aufgrund der ganzen Anstrengungen und der miserablen Aussicht treten die Besucher den Rückweg an. Ich Sonnenkind hatte natürlich wieder die 5 Prozent erwischt und blickte über die unzähligen, zerklüfteten Bergketten mit ihren grünen, grasbewachsenen Hängen und schneebedeckten Gipfeln. Die Sicht war sogar so ausgezeichnet, das ich bis auf das offene Meer und über die vielen großen und kleinen Lochs (Loch Ness) blicken konnte. Ein Aufstieg, der mich gerade einmal zwei Stunden und ein T-Shirt voll Schweiß kostete, aber ein unvergessliches Panorama über die Schottischen Highlands schenkte.

Ben Nevis Serpentinen Bergsteigen Schottland

Ben Nevis Schottland Schneefeld

Ben Nevis Bergsteigen Schottland Highlands

Abstiegsrouten Ben Nevis

Über eine Stunde kletterte ich über das Gipfelplateau und knipste den Speicher meines Smartphones voll. Doch irgendwann musste ich Abschied nehmen.

Bis zum Halfway Lochan (570m) rutschte ich einen Großteil der Strecke über die Schneefelder hinab. Ein gefährliches Unterfangen, bei dem ich mich auch zwei Mal mit meinen Sneakern langlegte und dabei versuchte keinen der herausstehenden Felsen zu küssen.

Ab dem Halfway Lochan gibt es eine alternative Ab-/Aufstiegsroute. Zumindest wurde mir das erzählt mit dem Hinweis, dass diese nur etwas für erfahrne Trekker wäre. Das hörte sich vielversprechend an. So folgte ich dem perfekt ausgebauten Weg über das Plateau und immer am großen Kratersee (Lochan Meall an t-Suidhe) entlang, bis ich in einer Sackgasse am Ende des Sees verdutzt stehen blieb. Naja, es hieß ja für erfahrene Trekker, also dachte ich mir nichts dabei und lief einfach weiter. Weiter und weiter bergab, bis auf ein großes Plateau mit Hochmoor. Über zwei Stunde irrte ich dort herum und deutete von Schafen umgetretene Grashalme als Spuren anderer Trekker. Immer wieder versuchte ich einen sicheren Abstieg an den steilen Felswänden des Plateaus zu finden: erfolglos. Irgendwann gab ich es auf. Mein Wasser war aufgebraucht und das viele Laufen im tiefen Moorboden hatte an meinen Kräften gezerrt. Also musste ich wieder 200 Höhenmeter am Berg hinauf krabbeln, bis ich die offizielle Route erreicht hatte.

Etwas enttäuscht von mir stieg ich den gleichen Weg, den ich aufgestiegen war mit den anderen Touristen wieder ab. Lass dich davon aber nicht entmutigen. Diesen Weg gibt es wirklich, nur war ich zu dumm in zu finden. Er ist sogar auf den Karten (hatte natürlich keine) eingezeichnet. Vor meiner „Sackgasse“ biegt der Weg rechts ab und führt über eine Schutzhütte hinunter nach Torlundy, ein paar Meilen nordöstlich von Fort William auf die A82. Eine tolle Alternative wenn du die Scharren von Touristen den Rücken kehren möchtest.

Nach sieben Stunden und 27 Kilometern in den Beinen war ich am späten Nachmittag zurück in Fort William. Über 3.300 Höhenmeter steckten in meinen Oberschenkeln und ich kaufte zur Belohnung den halben Supermarkt leer.

Mein Fazit zu Ben Nevis

Der Mountain Track auf den Ben Nevis ist ein Muss für jeden, der sich in die Gegend um Fort William verirrt hat. Er ist gut erschlossen, abwechslungsreich und fordert von jedem Wanderer seinen Tribut. Über 100.000 Bergwanderer kraxeln jährlich auf den Gipfel und der Individualfaktor ist dadurch natürlich fast Null. Aber mal ehrlich, wer kann schon von sich behaupten auf dem höchsten Punkt der Britschen Inseln gewesen zu sein. Ich kann es. Und wenn du dich vom schlechten Wetter und den körperlichen Strapazen nicht abschrecken lässt, dann du bald auch.

Bewertung West Highland Way

  • Abenteuerfaktor: 3 von 5 Sternen
  • Infrastruktur: 4 von 5 Sternen
  • Schwierigkeitsgrad: 3 von 5 Sternen
  • Individualfaktor: 2 von 5 Sternen
  • Natur/Landschaft: 4 von 5 Sternen

Sicherheitshinweise Ben Nevis

  • Ausrüstung: Packe für schlechtes Wetter (Mütze, Handschuh, warme, wasserfeste Jacke und Hose); Karte und Kompass; Essen und Trinken für die gesamte Tour
  • Sonnencreme mitbringen!
  • Check den Wetterbericht, bevor du gehst. Am Gipfel ist es 9 Grad kälter als am Fuß des Berges. www.sais.gov.uk
  • Die ungefähre Zeit für Auf- und Abstieg beträgt 8 Stunden bei anstrengendem Wandern.
  • Es gibt keine Nothütten oder Unterstände im Auf- oder Abstieg vom Ben Nevis. Lediglich am Gipfel befindet sich eine Hütte für max. 3 Personen.
  • Dreh um falls die Wetterbedingungen einen weiteren Aufstieg erschweren oder wenn jemand aus eurer Gruppe Schwierigkeiten bekommt.

Literatur Ben Nevis

Ben Nevis Ausrüstung (Beispiele!)

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