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Safaritouren in Tansania: Touristenabzocke oder reine Marktwirtschaft?

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Die Ferien in Europa stehen vor der Tür. Wie in den letzten Jahrzehnten schon, wird es auch in diesem Jahr wieder unzählige Touristen ins unbändige Afrika locken. Ganz oben auf der Liste der beliebtesten Ferienziele steht Tansania mit seinen einzigartigen Wildtieren in der Serengeti, traumhaften Stränden auf Sansibar oder Afrikas höchstem Berg, dem Mount Kilimanjaro. Doch wer sich den Traum Afrika erfüllen möchte, darf tief in die Tasche greifen.

Wer denkt Tansania sei ein Entwicklungsland und alles wäre hier spotbillig, der irrt gewaltig. Tansania ist völlig auf Tourismus ausgelegt und in den letzten Jahren wurde kräftig an der Preisschraube gedreht. So kräftig, dass man sich fragen muss: Touristenabzocke oder reine Marktwirtschaft? Wer greift hier das größte Stück vom Kuchen ab?

Bei meinem letzten Besuch in Tansania reiste ich noch als Tourist durchs Land, bestieg den Kilimandscharo und nahm an einer sechstägigen Camping-Safari teil. Das war 2013. Bereits damals fiel mir die horende Preisgestaltung auf: Exorbitant teuere Safaritouren, Hotels und Restaurants, die preislich über dem europäischen Niveau lagen. Ich konnte mir keinen Reim darauf machen.

Jetzt bin ich wieder in Tansania, lebe unter den Einheimischen und steige langsam hinter das, was ich nur als Touristenabzocke bezeichnen kann. Eine lächerlich Preisgestaltung, die sich nur auf das einträgliche Geschäft mit den Touristen ausrichtet. Der Tourist als Opferlamm.

Safaritouren in Tansania: Wo fließt das Geld hin?

Doch wo fließt das ganze Geld hin, dass von den Touristen ins Land gebracht wird? Verdienen sich etwa die Anbieter von Safaritouren eine goldene Nase oder steht dort noch jemand im Hintergrund, der seine Haschen füllt. Am besten lässt sich diese Frage beantworten, wenn ich eine kleine Rechnung zu Safaritouren aufmache. Keine Angst, hochtrabende Algebra hast du nicht zu befürchten…

Stell dir vor du möchtest mit deinem Partner/-in eine viertägige Camping-Safari in Tansania machen. Natürlich willst du dabei auch die schönsten und bekanntesten Nationalparks besuchen. Auf deiner Wunschliste stehen: Tarangire NP, Serengeti NP, Ngorongoro CA und Lake Manyara NP.

Welche Kosten kommen auf den VERANSTALTER zu?

  • Tarangire NP Eintritt: 45$ (Tag) x 2 = 90$
  • Transfererlaubnis für Ngorogoro CA: 50 x 2 = 100$
  • Serengeti NP Eintritt: 60$ (Tag) x 2 = 120$
  • Serengeti NP Campingerlaubnis: 30$ (Tag) x 2 = 60$
  • Transfererlaubnis für Ngorogoro CA: 50$ x 2 = 100$
  • Ngorongoro Crater Eintritt: 50$ (Tag) x 2 = 100$
  • Ngorongoro Campingerlaubnis: 30$ (Tag) x 2 = 60$
  • Lake Manyara NP Eintritt: 45$ (Tag) x 2 = 90$
  • Lake Manyara Camping: 30$ x 2 =60$
  • Kosten für Fahrzeug (Sprit, Fahrer): 150 (Tag) x 4 Tage = 600$
  • Koch: 10$ (Tag) x 4 = 40$
  • Mahlzeiten (Lebensmittel): 20$ (Tag) x 2 = 160$

Summa summarum Kosten von 1640 USD. Dabei ist noch kein Cent an Gewinn eingerechnet. Interessant ist aber, das über 50 Prozent der anfallenden Kosten (840 USD) allein auf Eintrittsgelder und Campingerlaubnis entfallen. Und das war nur für zwei Klienten auf einer popligen viertägigen Safari. Ein fetter Batzen Geld, der mit jeder Safaritour in die Staatskassen gespült wird. Dazu kommen noch Steuer, Lizenzen für die Touroperator, Reparaturkosten und vieles mehr. Um eine angemessene Gewinnspanne zu erzielen (20-30%), müssen die Anbieter dementsprechend ihre Preise anpassen. Eine Spirale, die sich fortsetzt…

Eine solche Rechnung, könnte ich für dich für jeden Nationalpark und jede „Attraktion“ in Tansania aufmachen. Der Tourismus ist somit das Herzstück des tansanischen Bruttoinlandsproduktes und der Stützpfeiler der Wirtschaft. Fragt sich nur in welche Kanäle das Geld weiter fließt oder wo es versickert.

Eine Frage, die ich dir nicht beantworten kann. Auf meinen Trekking- und Safaritouren durch Tansania habe ich jedenfalls nicht den Eindruck gewonnen, das viel von den Einnahmen in die Infrastruktur oder zu den Menschen selbst fließt. Bettelnde Kinder mit zerlumpter Kleidung; Einheimische, die in Lehmhütten hausen; Vielerorts kein Strom und Wasser; Straßen mit Schlaglöchern, in denen ganze Autos verschwinden könnten. Tansania war und bleibt mir ein Rätzel.

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Tourismussteuer in Tansania: Preisexplosion ab 1. Juli 2016?

Pünktlich zur neuen Saison hat das tansanische Parlament beschlossen, ab 1. Juli 2016 eine Tourismussteuer in Höhe von 18 Prozent einzuführen. 18 Prozent, die die gesamte Branche betreffen und zu einem zwangsläufigen Preisanstieg führen müssen. Noch wehren sich die Tourveranstalter und andere Verbände mit Händen und Füßen dagegen, weil sie einen starken Einbruch der Besucherzahlen befürchten. Zu Recht. In den Nachbarländern Uganda und Kenia besteht diese Tourismussteuer nicht. Die Wettbewerbsfähigkeit Tansanias ist stark in Frage gestellt. Sollte es nicht bald ein Einlenken Tansanias, in dessen Preispolitik zum elitären Tourismus geben, werden Afrikaliebhaber einfach auf andere afrikanische Staaten ausweichen. Davon bin ich überzeugt.

Wie auch immer, in 14 Tagen fängt hier die Hauptsaison an und Hunderte Safarijeeps donnern kreuz und quer durch die Nationalparks.  Vielleicht sitzt auch du in einem von ihnen. Vielleicht bist du auch einer derer, die für ihren Traum vom wilden Afrika tief in die Tasche greifen. Bleibt nur zu hoffen, dass letztendlich wenigstens etwas von unserem Geld für den Schutz der bedrohten Tierarten oder zur Verbesserung der Lebensqualität der Einheimischen abfällt. Was auf jeden Fall bleibt, sind die einzigartigen Eindrücke einer Kultur, die kaum unterschiedlicher zu unseren europäischen sein könnte – Geld hin oder her.

Wie sind deine Erfahrungen in Tansania? Wie und Wo spart man das meiste Geld?

Meine Bücher über Afrika

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4 Kommentare
  1. Erich Kolb
    Erich Kolb sagte:

    Tansania ist mit ihrer Bürokratie und Abzockerei eine absolute Katastrophe.
    Eigentlich sollte kein Tourist das Land mehr besuchen.
    Die armen Leute würden das nicht mal gross spüren.
    Aber die Bürokraten könnte das allenfalls empfindlich treffen.
    Schade, dass man für fehlende oder sehr schlechte Infrastruktur solch hohe Eintrittspreise in Nationalparks bezahlen muss.
    Wir werden unsere Bekannten dementsprechend warnen!

    Antworten
    • Stefan Schüler
      Stefan Schüler sagte:

      Hi Erich,
      wenn du Lust hast über deine Erlebnisse und Erfahrungen in Tansania bzw. Afrika zu berichten, bist du herzlich willkommen einen Beitrag für Burning-Feet.com zu schreiben. Grüße aus Potsdam, Stefan.

      Antworten

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