Tourismussteuer Tansania: Eine Branche zittert
18% VAT Steuererhöhung in Tansania
Tansania führte zum 01.07.2016 eine neuer Steuer von 18 Prozent (VAT) ein, die sich ausschließlich auf den Tourismussektor bezieht. Doch ist das wirklich so? Was bedeutet das für die Region, für dich als Touristen und wer sind die eigentlich Leidtragenden?
Welchen Bedeutung hat die neue VAT für dich?
Die neue Steuer (VAT) von 18 Prozent ist ab dem 1. Juli auf folgende Leistungen zu entrichten: Pirschfahrten, Wandersafaris, Bootssafaris, Nationalpark- und Reservatgebühren, alle Transferfahrten sowie Fahrten über Land mit Guide.
Übrigens, ausgenommen von der Steuer sind Übernachtungs- und Verpflegungskosten in den Lodges sowie Inlands- und Charterflüge. Das ist nur ein schwacher Trost, denn die indirekten Auswirkungen auch in diesen Bereichen ist nicht zu unterschätzen, wie du weiter unten im Artikel lesen kannst.
Logisch, dass die Tour-Veranstalter die neue Tourismussteuer auf den Endverbraucher, also auf dich, umschlagen. Das führte zu einem deutlichen Anstieg der Tourpreise für Safaris und Besteigungen des Mount Kilimanjaro in diesem Monat. Um das ganze für dich etwas transparenter zu machen, habe ich die Preisentwicklung am Beispiel der Parkgebühren für Safaris aufgelistet:
Neue Parkgebühren* nach der Einführung der Tourismussteuer wie folgt:
Park | Alte Gebühr
(ohne VAT) |
Neue Gebühr
(ohne VAT) |
Gebühr ab 1.7.16
(inkl. VAT 18%) |
Arusha National Park | $ 45.00 | $ 45.00 | $ 53.10 |
Tarangire National Park | $ 45.00 | $ 45.00 | $ 53.10 |
Lake Manyara National Park | $ 45.00 | $ 45.00 | $ 53.10 |
Ngorongoro CA | $ 50.00 | $ 60.00 | $ 70.80 |
NCAA Crater Gebühr – pro Fahrzeug | $ 200.00 | $ 250.00 | $ 295.00 |
Serengeti National Park | $ 60.00 | $ 60.00 | $ 70.80 |
* Diese Preise sind pro Person und pro Tag. Dazu kommen die gestiegenen Preise für Camping, Lodges oder Hotels in den Nationalparks und Städten. Kein Wunder, dass eine regelrechte Preisexplosion in Tansania stattfindet. Kein Wunder, dass ungefähr 10.000 Stornierungen bisher auf den Tischen und in den E-Mail Fächern der Tour-Veranstalter gelandet sind. Tendenz steigend… So wird es sicherlich nichts werden mit 1 Million Besucher, die sonst jährlich Tansania bereist haben.
Rapider Einbruch der Buchungen: Tourismusbranche bebt
In den seltensten Fällen steht ein großer, millionenschwerer Tour-Veranstalter hinter den durchgeführten Safaris. In der Regel sind es ganz kleine Firmen mit einem oder zwei Safarifahrzeugen. Oft ist der Firmenchef gleichzeitig auch Driverguide des Jeeps, fungiert als Subunternehmer und ist auf jede einzelne Buchung händeringend angewiesen. Das Ausbleiben der Touristen durch die kurzfristige Einführung der VAT (2 Tage vor Inkrafttreten) und alle Stornierungen trifft diesen „kleinen Mann“ besonders hart. Statt mit Touristen durch die Serengeti zu cruisen und ihnen träge Nilpferde, gähnende Löwen oder frisch geborene Gnu-Junge zu zeigen, sitzt er in den Bars Arushas, trinkt massenhaft Konyagi-Schnaps und ruft seine E-Mail im Stundentakt ab. Die Verärgerung und Machtlosigkeit darüber unter ihnen, ist deutlich spürbar.
Die unterste Schicht, die eigentlich Leidtragenden der Tourismussteuer Tansania
Der Tourismusminister von Tansania verkündete kürzlich: „Wir wollen weg vom Billigtourismus und hin zum elitären Luxustourismus.“
Nun ja, Billigtourismus ist rein relativer Begriff. Bedenkt man, dass auf eine einzelne Person durchschnittlich Kosten in Höhe von 3.000 – 5.000 Euro für einen 14-tägigen Besuch in Tansania anfallen, finde ich das persönlich nicht billig. Nach oben sind natürlich keine Grenzen gesetzt und gutbetuchte Touristen spenden auch locker einige Zehntausende Euro für ihre private Luxussafari.
Wenn jemand so viel Geld ausgeben kann und möchte, dann gönne ich es ihm. Das ist aber nicht die Regel. Diese High-Budget-Touristen verkehren natürlich in den besten Hotels, reisen in den luxuriösesten Fahrzeugen und fliegen von Nationalpark zu Nationalpark. Diese elitäre Besuchergruppe findet man nicht in den kleinen Nebenstraßen und Märkten der Region. Das Geld dieser Besuchergruppe kommt niemals dort an, wo es am dringendsten gebraucht wird: bei der untersten Schicht. Und jetzt wo die tansanische Regierung die Preise durch die VAT künstlich in die Höhe getrieben hat, bleiben auch die „Budgettouristen“ weg, die der Minister für Tourismus so ungern im Land haben möchte. Ziel erreicht. Die jedoch sind essentiell für all die kleinen Straßenverkäufer. Eine Negativspirale beginnt.
So ist es ruhig geworden in Arusha diese Tage. Fuhren im letzten Jahr um diese Zeit noch unzählige Safarifahrzeuge durch Arusha und die Nationalparks, ist es jetzt etwas Besonderes einen Touristen in der Stadt anzutreffen. Und ich rede von Arusha, dem Dreh- und Angelpunkt zu allen Nationalparks und Kilimanjaro-Besteigungen.
Was bleibt sind Fragezeichen: Wer stellt noch einen Koch für Safaris ein oder eine Putzfrau im Hotel, wenn die Betten leer bleiben? Wer, wenn nicht die Touristen legen ein paar Schilling in den Pappbecher des Verkrüppelten am Clock Tower in Arusha? Wer, wenn nicht der Tourist kauft den Straßenverkäufern ihre schmuckvollen Armbänder und Halsketten ab? Die unterste Schicht zappelt am ausgestreckten Arm!
Wenn ich durch die Straßen Arushas laufe, werde ich nicht oder kaum noch angesprochen. Die Straßenverkäufer wissen, dass ich hier lebe und kein Touri bin. Mit vielen von ihnen bin ich sogar befreundet und halte mein tägliches Schwätzchen. Oft geht es um genau dieses leidige Thema. Hamadi, einer von ihnen verkauft Armbänder an Touristen. Aber ohne Touristen keine Verkäufe. Ohne Verkäufe kein Geld für Essen und Miete, sagt er. So muss er seit einigen Tagen vor der verschlossenen Haustür schlaffen.
Fazit: Tourismussteuer in Tansania
Die neue Tourismussteuer in Tansania hat weitreichende Folgen. Sie trifft die Menschen am härtesten, die es am wenigsten verdient haben. Leider denken Politiker oft nicht weiter als ihr eigener Geldbeutel es zulässt. Die fixe Idee, kurzfristig eine Tourismussteuer von 18 Prozent einzuführen, um den Staatshaushalt aufzubessern, war definitiv nicht zu Ende gedacht. Bleibt zu hoffen, dass sich dieses Jahr doch noch Touristen nach Tansania verirren und nicht wie befürchtet in Nachbarländer wie Kenya, Unganda oder Botswana ausweichen.
Was denkst du über die neue Tourismussteuer in Tansania? Schreib einfach in die Kommentarbox…
Absolute Abzocke! Haben natürlich die Reise (Kilimanjaro) bereits Ende letzten Jahres gebucht. Da war noch keine Rede von dieser VAT. Würde gerne stornieren, aber leider wird dies nicht als Storno-Grund akzeptiert. Habe den Eindruck, dass Afrikanische Urlaubsländer unberechenbar sind. Das war das letzte mal.
Hi Cornelius, Afrika ist in der Tat unberechenbar. Gerade wenn es um Visa geht reise ich jedes Mal mit Bauchschmerzen nach Afrika, weil sich die Regularien und Preise gern von einem zum anderen Tag ändern. Mit den Visa on Arrival haben schon einige Reisende auf Flughäfen fest gehangen, bestes Beispiel als Kenia fast über Nacht die Visavergabeverfahren änderte.
Beste Grüße aus Tansania und ich hoffe du genießt trotzdem deine Kili Besteigung. Geld hin oder her, diesen Trip vergisst du so schnell nicht wieder.
Wir hatte vor in Tanzania zu investieren 1 Million US$ aber nun haben wir uns entschlossen nach Malawi zu gehen, dort heißt man uns willkommen und ist alles viel einfacher als Tanzania.