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Das Outdoor-Zwiebelprinzip: Richtige Kleidung beim Trekking & Wandern

Zwiebelprinzip Trekking Wandern Nepal Tipps und TricksDas Zwiebelprinzip (Zwiebel-Taktik): Schicht für Schicht, mollig warm, geschützt vor Wind und Wetter. Die wohl älteste wie genialste Bekleidungstechnik überhaupt.

Gerade Outdoor-Fans weltweit schwören auf diese Taktik. Ob Wandern in Schottland, Trekking in Nepal oder Bergsteigen am Kilimandscharo, die Zwiebel-Taktik kennt jeder. Leider hört es bei den meisten Wanderern auch schon bei „Schicht für Schicht, für Schicht“ mit dem epochalen Wissen auf. Schade, den so genial wie diese Taktik ist, so groß sind auch die Fehler die gemacht werden.

Schicht ist halt nicht Schicht und die Zusammenstellung der richtigen Materialen essentiell. So bringt dir die teuerste Outdoor-Klamotte nichts, wenn du beim Kombinieren gravierende Fehler fabrizierst.

Damit du bei deinem nächsten Outdoor-Abenteuer warm und trocken durch die Weltgeschichte flanieren kannst, gibt’s in diesem Artikel die passenden Tipps und Tricks zur Zwiebel-Taktik. Ohren auf!

Materialkunde Zwiebelprinzip: Die Basics

Ich bin froh nicht vor 100 Jahren geboren zu sein. Guck dir an mit welchen, aus heutiger Sicht, primitiven Klamotten die Scott & Amundson dieser Zeit zum Südpol aufgebrochen sind. Ein Wunder, dass überhaupt einer von denen überlebte. Dabei kannten sie das Zwiebelprinzip genauso gut wie wir, aber die Materialien, die zur Verfügung standen, waren nicht annährend vergleichbar mit heutigen Standards.

Funktionsbekleidung und Hightech-Membranen sind das Stichwort. Ein Quantensprung in der Entwicklung von Materialien für Outdoorbekleidung liegt in den letzten Jahrzehnten hinter uns. Doch wer die Klamotten falsch kombiniert, schmeißt lediglich Geld aus dem Fenster und wundert sich warum er friert, schwitzt oder beides zugleich.

Doch warum?

Funktionskleidung hat die Eigenschaft Feuchtigkeit von innen (Körper/ Haut) nach außen (Umgebung) abzuleiten, wo diese ggf. körpernah verdunstet. Kunstfasermaterialien können dies am Besten, weil sie selbst kaum Feuchtigkeit speichern. So weit, so gut. Doch mit einem dünnen Funktions-T-Shirt allein kannst du keinen Berg im Winter besteigen. Du frierst dir den A. ab oder Schlimmeres.

„Kein Problem.“, sagst du? „Zieh ich mir einfach etwas drüber.“ Zack nächste Schicht. Zwiebelprinzip halt.

Genau hier brechen sich 90% aller Wanderer und Trekker das Genick. Die zweite, dritte, vierte oder welche Schicht auch immer, zerstört das empfindliche System der Feuchtigkeitsableitung. Zwiebelprinzip nutzlos, Wanderer deprimiert.

  • Jede einzelne Schicht muss auf die vorhergehende abgestimmt sein. Falsch kombinierte Materialen zerstören das System.

Das 3-Schichten-System gegen Kälte und Nässe

Prinzipiell gibt es drei Schichten/ Lagen im Zwiebelprinzip, wobei einige Schichten auch aus mehreren Lagen Kleidung bestehen kann. Dazu später.

1. Lage: Unterwäsche

Wie angesprochen muss die erste Lage direkt auf der Haut getragen werden. Ein Funktionsshirt aus Polyester eignet sich hervorragend (speichert kein Wasser).

  • Keine Wolle (auch Baumwollunterhosen sind ein No-Go).
  • Unterwäsche sollte die ganze Haut bedecken (keine Achselshirts oder Spagetti-Träger) und eng anliegen.

Meine Empfehlungen: Lange Unterwäsche (Under Amour Kompressionsshirt lang; Under Amour Unterhose lang), T-Shirts (Under Amour T-Shirt) und kurze Unterhose (Under Armour Boxerjock)

2. Lage: Die Isolierschicht (Wärmerückhalt)

Die zweite Lage hält dich mollig warm. Sie kann auch aus mehreren Schichten bestehen. Am Besten eignet sich Kunstfaser, da diese warm hält, jedoch die Feuchtigkeit nicht speichert.

Da ich persönlich an den Armen weniger friere, kombiniere ich gerne einen Fleece-Pullover mit einer Fleece-Weste. Diese kommt bei kalten Temperaturen über die erste Lage mit Langarm-Funktionsshirt. Hält super warm.

  • Keine Wollpullover (Feuchtigkeitspuffer!!!).
  • Wenn du eine 3. Lage verwendest (Wetterschutz), darf die zweite Lage nicht wasserdicht bzw. winddicht sein (Wasser kann nicht abdampfen).

Meine Empfehlungen: VAUDE Weste Hurricane; THE NORTH FACE Fleece-Pullover, Fjällräven Keb Wanderhose

3. Lage: Der Wetterschutz

Für den Wetterschutz (Wind, Regen) musst du erfahrungsgemäß am Tiefsten ins Portemonnaie greifen. Hier kommen die Hightech-Membranen zum Einsatz. Diese sind dampfdurchlässig, wasserabweisend und extrem leicht (Jacke < 350 Gramm).

Für wenig Geld (< 30 Euro) gibt es Ponchos, Regencapes und wasserdichte Hosen. Tut dir das nicht an. Ich habe einmal den Fehler gemacht und bin in Schottland mit diesen „besseren Plastiktüten“ unterwegs gewesen. Das Ende vom Lied war, das ich von innen noch nasser wurde, als vom Dauerregen (Feuchtigkeit und Wärme wird gestaut). Solche Kleidung kannst du nur verwenden, wenn du dich nicht viel bewegst (Trekking ungeeignet!!!).

  • Der Wetterschutz muss ATMUNGSAKTIV sein.
  • Wenn es nicht regnet oder starker Wind (Windstopper) bläst, hat die 3. Schicht nichts verloren. Ab damit in den Rucksack.

Meine Empfehlungen: Arc’teryx Alpha SV Jacket (sehr teuer); Arc’teryx Alpha FL (mittleres Preissegment); Vaude Escape Pro Jacket ( günstig)

Okay, dank dem Zwiebelprinzip (Zwiebel-Taktik) sind du und ich bestens für die nächste Trekking-Tour im Himalaja, den Alpen oder im Kiefernwald hinterm Haus gewappnet. Wenn du noch Fragen hast oder eigene Tipps zu Materialien und Kombinationsmöglichkeiten der Schichten, schreib der Burning-Feet.com Community in die Kommentarbox oder guck auf Bergzeit.de, die ebenfalls einen guten Artikel dazu verfasst haben.

* Im Artikel enthalten, sind Affiliate-Links. Wenn du dort etwas bestellst, bekomme ich eine kl. Provision. Dir entstehen natürlich keine Mehrkosten.

3 Kommentare
  1. Phi
    Phi sagte:

    Vielen Dank für diesen Artikel!
    Ganz zustimmen kann ich nicht: Dass die Unterwäsche oder nachfolgende Schichten nicht aus Wolle bestehen dürfen, ist für mich nicht stimmig. Merinowolle wird ohne Probleme in Bergsport-Bekleidung als 100 Prozent-Gewebe oder Mischgewebe mit anderen Kunst- oder Naturfasern verwendet. (auf Mulesing-freie Merinowolle achten) Ebenso sind erfolgreich Naturfasern bzw. biobasierte Kunstfasern wie Bambus, Seide oder Lyocell im Einsatz.

    Gerade in Hinblick auf den Eintrag von Mikroplastik in die Gewässer, Meere und letztlich die Nahrungskette, ist es sinnvoll den Einsatz von fossilbasierten Synthetikfasern zu verringern. Auch beim „Wetterschutz“ sollten der Umwelt zuliebe PFC-haltige Imprägnierungen und Membranen vermieden werden. (PFC = per- und polyfluorierte Chemikalien)

    Vor allem finde ich es wichtig je nach Einsatzbereich (Jahreszeit, Region) die passende Bekleidung bzw. Schichtenkombination zu wählen.

    Herzliche Grüße, Phi

    Antworten
  2. Tui
    Tui sagte:

    Hey,
    ich kann dem was du schreibst auch nicht wirklich zustimmen. Keine Wollunterwäsche? Völliger Quatsch. Ein gutes Set Merino Unterwäsche ist die halbe Miete. Der ganze Syntetikkram lässt einen ja in seinem eigenen Saft kochen beim Wandern. Ganz zu schweigen davon das das Syntetikzeug nach nem halben Tag stinkt wie die Sau wohingegen Merino das nicht tut. Auch nach Tagen nicht.

    “ Am Besten eignet sich Kunstfaser, da diese warm hält, jedoch die Feuchtigkeit nicht speichert.“ – bitte noch erwähnen das man darin Schwitzt und es unangenehm riecht nach ein paar Stunden.

    “ Das Ende vom Lied war, das ich von innen noch nasser wurde, als vom Dauerregen (Feuchtigkeit und Wärme wird gestaut)“ – kommt von der ganzen Kunstfaser 😉

    lg

    Antworten

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