David Gareja Kloster in Georgien: Wie geil ist das denn!
Ehrlich, Religion interessiert mich nicht die Bohne. David Gareja, nur ein weiteres Kloster in Georgien, eines von unzähligen, wenn auch das älteste im gesamten Land, dachte ich mir. Meine Motivation stundenlang im Minibus eingequetscht zu sein, dümpelte im Niemandsland herum.
Trotzdem, mir war langweilig in Tiflis. Tagelang lungerte ich bereits im Hostel herum und kurierte meine Lebensmittelvergiftung aus (Nie wieder ranzige Wurst am Straßenrand!) Auch meine Schulterverletzung, die ich mir am Mount Kazbek zugezogen hatte, wollte nicht verheilen. Alternativen & Ablenkung mussten her. So mitgenommen war nicht an eine Weiterreise durch Armenien und Bergsteigen im Iran zu denken.
Letztendlich ließ ich mich von einem Ami zu dieser Tour überreden. Huhu, Kloster ich komme. Was mich aber hoffen ließ, war die Fahrt dort hin. Es ging in die Wüste Garedscha, landschaftlich ein ganz anderer Einschlag von Georgien, direkt im Grenzgebiet zu Aserbaidschan.
Was ich auf meiner Reise nach Udabno bzw. David Gareja erlebt habe, liest du jetzt!
Mit dem Mini-Minibus von Tbilisi (Tiflis) nach David Gareja (Davit Gareji)
Wer schmeißt schon gern Geld für eine geführte Tour aus dem Fenster? Backpacker mit Nano-Budget sicherlich nicht. Ist auch nicht nötig. Wer nach David Garedscha möchte, steigt einfach in einen Shuttle Bus, so auch ich.
Täglich um 11 Uhr eiert ein Minibus vom Freedom Square (Liberty Square) in Tiflis zu dieser Touristenattraktion.
Entspannt schlenderte ich zum kleinen Pushkin Park am Freedom Square, wurde von einer jungen Dame direkt auf Englisch angequatscht („David Gereja?“), wartete 10 Minuten und wurde dann mit zig anderen Touris in einen gelben Minibus gestopft. Letzte Reihe, was für ein Fehler. Die Sitzreihe im Bus, mit dem wenigsten Platz. Blaue Knie im Preis von 25 Lari gratis dazu.
Mit im Bus, Russen, Franzosen, Deutsche, Chinesen und Araber. Ein farbenfroher Mix, multikulturell und touristenlike mit fetten Spiegelreflexkameras am rotgebrannten Hals.
Apropos rote Hälse. Eine AC im Bus gab’s nicht. Schwitzend und im Zugwind der aufgerissenen Schiebefenster, bahnte sich unsere elustre Reisegruppe samt georgischen Fahrer seinen Weg gen Süden.
Angehalten wurde an einer angelegenen Tanke: Angeblich die letzte Chance Wasser und Snacks zu kaufen. Natürlich Blödsinn. Die pfiffigen Klosterbrüder von David Gareja haben auch eisgekühltes Wasser in Plastikflaschen im Angebot…, sogar einen eigenen Shop für Souvenirjäger mit selbstgemachten Wein… Alles heilig versteht sich…
Die Straße wurde holpriger. Der Asphalt wölbte sich zu tiefen Fahrrinnen. Schlaglöcher ließen unseren Fahrer mit seinem Lenkrad DJ spielen. Aber worauf ich insgeheim gehofft hatte, trat ein. Die Landschaft änderte sich: Es waren kaum noch Bäume zu sehen. Halbsavannengleich mit kurzem, gelblichen Gras. Ab und zu ein Salzsee, dessen Kruste unter der erbarmungslosen Hitze aufbrach. Traktorspuren über abgeflachte Hügellandschaft. Hier und dort eine alte Siedlung. Verlassene Häuser. Betonruinen und klapperiges Rindvieh.
Aus brüchigem Asphalt wurde Schotter. Eine lange Staubwolke zog hinter dem Bus auf. Es schepperte im Inneren und ich hüpfte auf der Hinterachse auf und ab. Mein lebensmittelvergifteter Magen fluchte innerlich, mein Herz freute sich über soviel Purismus.
Im Schneckentempo ging es über Serpentinen. Erste Höhlen kamen in Sicht. Ein uralter Wachturm ließ uns Touris die Hälse verdrehen. Wir waren im Udabno Gebirge. Rotes Gestein, das sich marmoriert durch das gekerbte Tal unter uns erstreckte.
13 Uhr. Wir erreichten einen Parkplatz. Die Hitze hatte uns sofort im Würgegriff und ich konnte unserer zusammengewürfelten Gruppe 2 Dinge im Gesicht ablesen: Freunde endlich hier zu sein und den Unmut sich die Fontanellen unter der sengenden Mittagssonne von Süd-Georgien zu versenken…
David Gareja Kloster (Davit Gareji Monastery)
Man kann nicht ewig im Schatten hocken. Spätestens 16 Uhr rollt der Minibus zurück Richtung Tbilisi… Drei Stunden für ein Kloster (LAVRA Monastry)? Das kann sich wie ein warmer Hubba Bubba unter der Schuhsohle ziehen, dachte ich mir und trottete langsam den sandigen Pfad Richtung Kloster hinauf.
Wie kann hier jemand freiwillig im 6. Jahrhundert ansiedeln? Kaum Niederschläge, kaum Schatten, Vegetation fast Null. Auf so einen waghalsigen Plan können doch nur idealisierte, georgisch-orthodoxe Mönche kommen.
Egal. Religion interessiert mich nicht. Hat es noch nie. Aber der Klosterkomplex ist echt beeindruckend. Überall sind spartanische Wohnräume in den Stein geschlagen. Alles ist verwinkelt und die Sandbehausungen, im Mix mit der burgähnlichen Befestigungsanlage, entfesselte sofort meinen Entdeckertrip. Ich bin in jede Kammer gekrochen und wurde erst vorsichtig gedäpft, als eine Schlage aus der Dunkelheit heraus, zischend ihren Besitzanspruch geltend machte.
- Achtung: In den Höhlen bzw. der Gegend gibt es giftige Schlangen. Am Besten du trittst auf keine dieser Giftzähne.
Nachdem ich auf den Watchtower (Aussichtsturm aus dem 18. Jhd.) geklettert bin (danach hatte meine Jeans einen zusätzlichen Belüftungsschlitz), wanderten der Ami und meine Wenigkeit zu der David’s Tears Spring.
Eine kleine Karte, die im Bus verteilt wurde, zeigte uns, dass es hier einen Wanderweg gibt, der sogar teilweise hinter der Grenze zu Aserbaidschan verläuft. Das wollten wir sehen. Ab nach Aserbaidschan!
Trekking zu den UDABNO Caves/ Chapel of Resurrection und Co.
Statt den offiziellen Wanderweg zu nehmen, folgten wir einem Pfad durchs Unterholz. Mit meinen ausgetretenen FlipFlops war ich deutlich untermotorisiert für diese Art von Bergkraxeln. Andauern rutschte ich weg. Der Pfad verlor sich, war zunehmend zugewachsen und wir duften uns den Weg durch dürre Büsche und an brüchigen Steilhängen frei arbeiten. Meinem Begleiter aus L.A. gefiel das gar nicht. Aber die Richtung stimmte und von ein paar Kratzern an der Pelle oder flinken Eidechsen, lässt man sich doch nicht gleich einschüchtern.
Nach 20 Minuten CrossCountry erreichten wir den offiziellen Rundwanderweg und die Capel of Resurrection, eine Kapelle direkt auf dem Bergkamm des Udabno. Hier „begrüßten“ uns zwei Soldaten, die mit ihren Maschinengewehren im Schatten des Kirchenbaues auf die Invasion der Aserbaidschaner warteten. Das nennt man wohl Grenzbewachung…
Von hier oben hat man einen phänomenalen Ausblick. Vor einem fällt der Berg steil ab und es öffnet sich die weite Ebene Aserbaidschans. Man kann meilenweit schauen und am Horizont flimmert die aufgeheizte Luft.
Wir folgten dem Wanderweg, der am Hang zu Aserbaidschan verläuft, nicht wissend, was uns dort an kulturellem Highlight erwarten sollte. Die Udabnohöhlen (Udanbo Caves/ Udabno Monostery).
Mitten in den Berg haben Mönche mehrere Dutzend Höhlen geschlagen. Diese dienten als Kapellen, Mönchunterkünfte usw. und sind mit farbenfrohen Handzeichnungen auf kühlen Felswänden verziert. Überall grinsen einen religiöse Abbildungen an.
Ich war begeistert von den vielen Höhlen, nicht nur, weil sie mir Schutz vor der Mittagssonne boten, die bereits meine Schulter und den Nacken tiefrot eingefärbt hatte. Wasser wurde knapp. Der eine Liter war nicht genug.
Der gesamte Rundweg nahm fast 2 Stunden in Anspruch, dann war ich schliddernd wieder vom Bergkamm zum Watchtower abgestiegen.
- Tipp: Bringe festes Schuhwerk (mind. Turnschuh), Sonnencreme, Wasser & Sonnenschutzkleidung (langärmelig, Mütze…) mit. Du wanderst in der prallen Mittagssonne.
Rückfahrt von Dawid Garedscha nach Tiflis (Tbilisi)
Pünktlich um 16 Uhr (keiner wird zurück gelassen!!!), holperten wir vom Parkplatz der Klosteranlage.
Im ersten Dorf, das auf der Rücktour in Sicht kam, wurde Halt gemacht. Zeit für „Mittagessen“ und um etwas Trinkbares zu kaufen. Natürlich abgemachte Sache, bei der die Busgesellschaft mit dem Restaurant zusammen arbeitet. So wie auf der Hintour mit der „Wasser“-Tanke sicherlich auch.
Das störte mich aber überhaupt nicht. Ich hatte einen Bärenhunger, war ausgedürstet und das Essen dort echt lecker. Zumindest mein georgischer Salat mit Käse und Brot. Frischgezapftes Bier gab’s auch als Apparativ 😉
Es war schon Dunkel, als wir um 19:30 Uhr zurück in Tiflis waren… Die Stadt erleuchtete in einem sanften Gelb und das große Riesenrad im Mtatsminda Amusement Park drehte wie jeden Tag gemütlich seine Runden. Ein schöner Ausflug ging zu Ende.
Fazit: David Gareja Tagesausflug in Georgien
Ich war positiv überrascht. Selbst mich als Religionsverächter, der bei Klöstern in Georgien mit den Augen rollt, hat dieser Trip sehr überzeugt. Das lag hauptsächlich daran, dass es eben nicht nur ein austauschbares Kloster ist, sondern vielmehr zu bieten hat:
- eine abwechslungsreiche Landschaft, verglichen mit der Kaukasusregion oder dem Landesinneren;
- die körperlichen Komponente des Trekking zu den Udabno Caves;
- ein Besuch (wenn auch nur für einige Meter) in Aserbaidschan
Das ganze für läppische 25 Lari (8-9 Euro) als Tranportpauschale (Hin- ud Rücktour). Da kannst du nicht meckern. Daumen hoch für diesen Tagesausflug zu Dawit Garedscha!
Literaturtipps Georgien:
- Reiseführer Georgien (Trescher)
- Landkarte Georgien
- Georgia, Armenia, Azerbaijan (englische Sprache)
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Selten so einen erfrischenden und unterhaltsamen Bericht gelesen. An dir ist ein Schriftsteller verloren gegangen.
Danke für die Blumen… das ein oder andere Buch gibt’s aber schon von mir. Musst du mal in meine BIO gucken.