Der Jatbula Trail: Wer einen besonders sehenswerten Teil des australischen Outbacks erkunden möchte, ist mit dem Jatbula Trail im Nitmiluk National Park bestens beraten. Der rund 65 Kilometer lange Wanderweg, für den 4 bis 6 Tage eingeplant werden sollte, führt mitten durch die atemberaubende Wildnis des kaum besiedelten Northern Territory. Ob Wasserfälle, Flüsse, Sümpfe oder Gras- und Waldlandschaften, hier kommt jeder Naturliebhaber voll und ganz auf seine Kosten. Um euch einen Eindruck zu vermitteln, was einen auf diesem markanten Trail erwartet, möchte ich folgend meine Erfahrungen mit euch teilen.
Vorbereitung: Einkaufen & auf in den Nationalpark
Siehst du dieses Schild, bist du richtig…
Begonnen hat mein Wanderabenteuer in Katherine, einer gemütlichen Kleinstadt, die sich ca. 30 Kilometer vom Ausgangspunkt des Trails befindet. Hier müssen unbedingt genügend Vorräte für die kommenden Tage gekauft werden, da unterwegs keine weiteren Optionen bestehen, Nahrungsmittel zu erwerben.
Trinkwasser hingegen findet sich zur Genüge, da der Trail überwiegend an fließenden Gewässern vorbeiführt und das Wasser laut Angaben der Park-Ranger trinkbar ist. Um nicht allzu viel Gewicht schleppen zu müssen, habe ich mich dazu entschlossen, lediglich sehr energiereiche Nahrungsmittel mitzuführen (Bsp.: Nüsse, Müsliriegel etc.) und mein Wasser, wie von den Rangern empfohlen, stets unterwegs aufzufüllen.
Jatbula Trail (Tag 1): Registrieren, Flussüberquerung & los geht’s zu den Biddlecomb Kaskaden
die Biddlecomb-Kaskaden…
Nach einer gemütlichen Nacht auf dem Campingplatz des Nitmiluk Visitor Centre (Ausgangspunkt des Trails) ging es dann endlich am nächsten Tag los: Rein ins Ranger-Büro, ein Formular ausfüllen, eine
geringe Parkgebühr bezahlen (3.30 AUD pro Tag) und auf zum Fluss, wo man mit Hilfe eines kleinen Boots zum Nordufer gelangt, an dem der Jatbula Trail schließlich startet.
Hinweis: Da der Trail nicht ganz ungefährlich ist und man unterwegs nur an bestimmten Stellen installierte Notrufanlagen vorfindet, muss man den Rangern mitteilen, wie lange man unterwegs sein wird. Sollte man den angegebenen Zeitraum um 24 Stunden überschreiten, macht sich ein Suchtrupp per Helikopter auf den Weg, um die vermisste(n) Person(en) zu suchen.
Den ersten Abschnitt des Trails empfand ich nicht als sonderlich herausfordernd, da er lediglich 8,3 Kilometer lang ist und durch kein anspruchsvolles Terrain führt. Meine erste kurze Pause legte ich relativ früh ein, da das sogenannte Northern Rockhole, ein Süßwasserpool mit Wasserfall, schlichtweg dazu einlädt, sich zu erfrischen und ein paar Fotos zu schießen. Das erste Nachtlager hingegen errichtete ich ein paar Kilometer weiter an den Biddlecomb Kaskaden. Hier ist es nicht nur möglich zu baden, sondern auch sein Zelt aufzuschlagen und ein Lagerfeuer zu machen. Mir jedenfalls schien dieser Platz perfekt, um mich für den nächsten Abschnitt auszuruhen.
Jatbula Trail (Tag 2): Weiter nach Nord-Westen zu den 17 Mile Falls
der Nitmiluk Nationalpark…
Der 2. Tag hatte es schon deutlich mehr in sich als der erste. Aufgrund der Tatsache, dass die Regenzeit gerade erst vorbei war und bestimmte Teile des Weges noch extrem verwildert waren, konnte ich den Track teilweise gar nicht erkennen und bin oftmals länger umhergeirrt, bis ich mich wieder auf dem Pfad befand. Auch die erforderlichen Markierungen, die normalerweise von den Rangern angebracht werden sollten, fehlten häufig, was die Orientierung stark erschwerte.
Darüber hinaus entschloss ich mich, die eigentlich für zwei Tage vorgesehene Strecke von 21 Kilometern an nur einem Tag runterzureißen. Erschöpft kam ich am späten Nachmittag an meinem zweiten Lager bei
den 17 Mile Falls an und freute mich auf die Ruhe der bevorstehenden Nacht. Mit lauwarmem Flusswasser, einem nahrhaften Essen und einem gemütlichen Camp-Feuer endete schließlich ein anstrengender, aber extrem ereignisreicher Tag mitten im australischen Nirgendwo.
Jatbula Trail (Tag 3): Schlangen, bissige Ameisen, Spinnen & ein traumhaft schönes Sandy Camp
Sandy Camp Pool…
Nach dem Frühstück ging es dann mit guter Laune und einem recht starken Muskelkater weiter Richtung Westen zum sogenannten Sandy Camp. Auf den folgenden 17 Kilometern änderte sich die Landschaft zunehmend und wurde von immer dichter werdenden Schilf- und Graslandschaften geprägt. Diesen Abschnitt empfand ich als äußerst beschwerlich, da ich nun kleine Flüsse passieren musste und sogar 5
Kilometer durch ein Sumpfgebiet stiefelte.
Auch hier hatte die Regenzeit noch deutlich ihre Spuren hinterlassen: kein sichtlicher Weg, keine Markierungen, dafür aber viel Matsch und Wasser, die es zu durchqueren galt. Neben einer hochgiftigen Braunschlange, bissigen Baumameisen, die sogar Löcher in das Außenzelt meines Hilleberg
Akto 1* fraßen, und einer Vielzahl von Spinnenarten, waren unzählige Hufabdrücke der australischen Riesenwildschweine im Matsch zu erkennen.
Eine spinne kommt selten allein…
Mit einem teilweise mulmigen Gefühl im Bauch und Blasen an den Füßen erreichte ich schließlich das wunderschöne Sandy Camp: Hier wurde mir bei einem ausgiebigen Bad im angenehm kühlen Pool schnell klar, dass sich alle Anstrengungen gelohnt haben!
Jatbula Trail (Tag 4): Auf nach Lelyn zu den Edith Falls
Upper Edith Falls im Northern Territory…
Auch der letzte Abschnitt des Tracks kann prinzipiell in zwei Tagen gewandert werden, ist aber auch problemlos an einem Tag zu bestreiten!
Während die ersten 11 Kilometer zum südlich gelegenen Sweetwater Poolrecht stramm sind (es müssen einige Felsen überquert werden), ist der zweite Teil zu den Edith Falls recht kurz und nicht sonderlich
anspruchsvoll (4,5 Kilometer).
InLelyn angekommen erwartete mich ein kleiner Kiosk, an dem ich mir erstmal ein eiskaltes Getränk gönnte, das nach dem mehrtägigen Trinken von lauwarmem Flusswasser mit Algenaroma eine echte Wohltat war. Hier organisierte ich mir auch die Rückfahrt zum Nitmiluk Visitor Centre, wo ich mein Auto vor Beginn des Tracks auf dem Parkplatz des Ranger-Gebäudes geparkt hatte.
Mein Fazit: Nicht ganz ohne, aber unglaublich schön!
Der Jatbula Trail hat bei mir einen bleibenden Eindruck hinterlassen, weshalb ich ihn auch definitiv weiterempfehlen würde. Sowohl die mehrfach wechselnden Landschaftsszenarien als auch die grandiosen
Sternennächte im australischen Outback sind ein Erlebnis der absoluten Extraklasse.
Nicht ganz ungefährlich empfand ich jedoch die Tatsache, dass der Trail oftmals kaum erkennbar war und man sich schnell verirren konnte. Das kann allerdings auch damit zu tun haben, dass ich den Weg unmittelbar nach der Regenzeit wanderte und daher noch einige Teile komplett verwildert waren.
Außerdem ist zu erwähnen, dass sich die Notrufschalter teilweise sehr weit auseinander befinden, sodass es im Falle eines Unfalls oder Schlangenbisses viele Stunden dauern würde, bis tatsächlich Hilfe eintrifft.
Unser Gastautor:
Unser Gastautor Mirko liebt das Reisen. Vor 17 Jahren hat er sich seine erste Backpacking-Tour nach Australien verwirklicht und reist seitdem immer wieder gerne nach Down Under. Da Mirko Australien auch heute noch stark begeistert, hat er mit zwei sehr guten Freunden das Online-Portal (in-Australien[dot]com) gegründet. Dort findet man alle erdenklichen Infos und Tipps zum 5. Kontinent.
Herzlichen Dank an Mirko für seinen Reisebericht über das Trekking des Jatbula Trail in Australien.
Wenn du auch gerne Gastautor werden möchtest, schreibe mir eine kurze Mail. Alle nötigen Infos findest du
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Spannender Artikel- vielen Dank!