Im Test – Trekkingschuh SCARPA MARMOLADA TREK OD
In wenigen Tagen geht es für mich wieder auf große Tour, diesmal nach Tasmanien und Neuseeland. Trekking in Urwald und einige leichte Gletscherüberquerungen, Zelten sowie jede Menge Abenteuer stehen wie gewohnt auf meiner Agenda für die Südhalbkugel.
Wenn du meinen Blog regelmäßig verfolgst, weißt du, dass ich mich viel mit Ausrüstung und Equipment fürs Bergwandern und Backpacking beschäftige. Im heutigen Post soll es um den Trekkingschuh Scarpa Marmolada Trek gehen. Diesen Kategorie B Bergschuh teste ich seit Ende August. Da ich mich dazu entschieden habe den Marmolada Trek OD mit nach Tasmanien und Neuseeland zu nehmen, möchte ich dir nun meine „ersten“ Eindrücke nahelegen. Viel Spaß beim Lesen.
Was taugt der Marmolada Trek OD von Scarpa?
Lass uns den Scarpa Marmolada Trek OD Stück für Stück auseinanderlegen, um zu schauen, was er in der Praxis taugt.
Einsatzgebiete: Wo fühlt sich der Marmolada Trek wohl?
Laut Scarpa handelt es sich beim Marmolada Trek OD um einen Leichtgewichtswanderstiefel für alpines Trekking, Klettersteige und Backpacking. Mit dieser Aussage legt Scarpa die Latte selbst sehr hoch. Gefährlich hoch?
Ich habe den Wanderschuh bisher hauptsächlich im Mittelgebirge getestet, das allerdings in verschiedensten Testszenarien. Von flachem Wandwegen über tückischem Wurzelwerk, Schneematsch, Starkregen, Geröll, steilen An- und Abstiegen bis hin zu Klettersteigen war alles dabei. Dabei hat der Scarpa Marmolada Trek OD insgesamt eine gute Figur gemacht, ist aber nicht die eierlegende Wollmilchsau, die Scarpa plakatiert. Für mich ist das persönlich nicht schlimm, denn es kann keinen Schuh geben, der alle Facetten des Bergsportes abdeckt. Es wird immer ein Kompromiss sein, bzw. solltest du deinen Bergstiefel explizit nach deinem Anforderungsprofil aussuchen, auch wenn das bedeutet, dass du mehrere Wanderschuhe/ Bergstiefel dein Eigen nennst.
Hauptgrund für meine Aussage sind der Balanceakt des Marmolada Trek OD in Bezug auf Gewicht und Festigkeit. Insbesondere auf Klettersteigen oder für schwere Wanderer mit großen Füßen, kommt der Kategorie B Schuh an seine Grenzen und ist zu „weich“ im Vorfußbereich. Das wirst du auch merken wenn du im alpinen Bereich mit schwerem Backpack unterwegs bist.
Auf flacheren Passagen und längeren Wegstrecken, spielt der Marmaolada jedoch seine Stärken aus. Hier punktet er mit dem sehr leichten Eigengewicht und der Sohle, die dafür ein ausgesprochen gutes Abrollverhalten hat.
Die Sohle: Grip or slip?
Als Außensohle ist eine Vibram® Drumlin Profilsohle verarbeitet. Diese hat eine sehr gute Performance auf jeglichen Untergründen gezeigt. Leichte Abstriche gibt es für Passagen über feuchtes Wurzelwerk – aber da kenn‘ ich keinen Wanderschuh, der dabei eine gute Figur macht (Wenn du einen kennst, schreib das bitte in die Kommentarbox).
Die Mittelsohle besitzt ein gut funktionierendes „Activ Impact“ System, das angenehm die Schritte dämpft und ist zusätzlich gegen Torsion verstärkt. Alles in allem ein gutes Konzept, das bei längeren Bergabpassagen punktet.
Schnürung und Passform
Für mich war die Schnürung des Scarpa Marmolada Trek anfangs gewöhnungsbedürftig. Insbesondere die Schnürung im Knöchelbereich erforderte etwas Zeit, da dort keine Metallhaken verbaut sind sondern Schlaufen. Im Nachhinein betrachtet gefällt mir dieses System besser, weil es dadurch zu keinen Druckstellen der „Metallhaken“ (Nieten) auf die Knöchel kommt. Top!
Zur Passform: Der Marmolada Trek OD ist ein Schuh, den man anzieht und sich sofort wohl fühlt. Er ist sehr gut gepolstert und durch sein geringes Gewicht kaum spürbar. Er lässt sich gut und fest schnüren und sitzt solide am Fuß. Erst im Einsatz zeigt sich für welchen Fußtyp der Wanderschuh geeignet ist. Wenn du ein sehr schmales Fersenbein hast, besteht die Gefahr, das du leicht mit der Ferse hochrutscht. Eine sehr feste Schnürung des Schaftes wird dies nicht verhindern können. Solltest du aber einen breiteren Vorfuß und ein breites Fersenbein haben, sitzt der Scarpa bombenfest.
Kleiner Tipp: Durch die Form der Fersenkappe kann es beim Einlaufen zu Schmerzen an der Achillessehne, genauer am Ansatzbereich des Fersenbeines kommen. Laufe den Schuh über mehrere kurze Distanzen ein und lasse den Schaft (obere 2 Schnürungen) anfangs weg (siehe Foto). Da ich bisher einige Schuhe mit diesem Schaftaufbau hatte und zu Reizungen des Sehnenansatzes neige, bin ich bisher mit dieser Vorgehensweise gut gefahren. Mit dem Dachstein Grimming EV (Testbericht) hatte ich die gleichen Probleme.
GTX oder nix?
Scarpa setzt nicht auf Goretex-Membran und hat sein eigenes System entwickelt um den Fuß trocken zu halten. Bei Scarpa nennt sich das OutDry® Membran und hält Fuß zuverlässig trocken. Das bedeutet auch, dass der Fuß nach außen Abdampfen kann. Von Außen ist der Marmolada Trek OD selbstredend 100% wasserdicht. Ob Matsch, Schnee, tiefe Pfützen oder Starkregen, bis zum oberen Ende des Schaftes bleibst du trockenen Fußes.
Wie robust ist der Wanderschuh?
Um es kurz zu halten: Der Wanderschuh zeigt bisher keinerlei Ermüdungserscheinungen im Material. Die Sohle sieht erstaunlicherweise „jungfräulich“ aus, alle Verklebungen und Nähte halten. Sogar der „Knick“-Bereich am Fußballen, der erfahrungsgemäß bei Bergschuhen ein Schwachpunkt darstellt, lässt keine Veränderungen erkennen.
Mein Fazit zum Scarpa Marmolada Trek OD
Wie du gelesen hast, ist der Scarpa Marmolada Trek OD* ein Allrounder für alle Jahreszeiten, der aber auch seine Grenzen kennt. Wenn du einen robusten, leichten Schuh zum Backpacking und Trekking suchst, liegst du mit dem Marmolada auf der richtigen Wellenlänge. Für anspruchsvolle Klettersteige im alpinen Gelände würde ich allerdings einen Bergschuh mit steiferer Zwischensohle nehmen. Ich habe mich für meine Tour in Tasmanien und in den neuseeländischen Alpen für den Scarpa entschieden, weil der Marmolada ein hervorragender Kompromiss aus Gewicht, Stabilität und Atmungsaktivität darstellt. Wie sich der Bergschuh auf der Tour geschlagen hat, werde ich gern in diesem Testbericht ergänzen.
PS: den Marmolada Trek gibt’s natürlich auch als Frauenversion*.
Wie hat dir der Testbericht über den Scarpa Marmolada Trek OD gefallen und welchen Bergschuh nutzt du für Trekkingtouren?
UPDATE 3/2019
Wie versprochen gibt’s ein Update nach meiner zweimonatigen Trekkingtour durch Neuseeland und Tasmanien.
Wie du auf den Bildern sehen kannst, hat das Material der Zwischensohle ordentlich gelitten. Es sind Risse an beiden Fersen entstanden, die bei weiterer Benutzung sicherlich weiter aufreißen werden.
Neben dem Verschleiß an der Zwischensohle hat sich auch das Geröllschutzband abgelöst. Das sollte aber mit etwas Kleber ohne Probleme wieder repariert werden können.
Trotz der eben beschriebenen Schäden am Marmolada Trek OD würde ich den Schuh erneut erwerben. Das Terrain und die Belastung, die ich diesem Trekkingschuh im zweimonatigen Dauertest zugemutet habe, lag deutlich über dem Anforderungsprofil, das Scarpa für den Marmolada definiert. Beim Ball Pass Crossing am Mount Cook habe ich sogar Steigeisen am Scarpa montiert. Der Fairness halber muss ich aber ergänzen, dass die Schäden da schon vorhanden waren.
Wenn du also einen leichten Bergschuh suchst, der sehr guten Gripp auf der Sohle hat, auch bei heißen Temperaturen und im Schnee ein angenehmes Fußklima gewährleistet sowie einen guten Knöchelschutz bietet, kannst du zum Scarpa Marmolada greifen. Als schwerer Junge und mit ordentlich Gewicht im Rucksack, musst du allerdings Abstriche in der Haltbarkeit des Materials hinnehmen.
- Gewicht: 5 von 5 Sternen
- Verarbeitung: 3,5 von 5 Sternen
- Preis/ Leistung: 4 von 5 Sternen