Wechsel Pioneer Zero-G Line 2 Personen Zelt im Test (Wintercamping)
Eigentlich habe ich mir das Wechsel Pioneer Zelt für meine anstehende Motorradtour auf dem Trans Euro Trail 2021 in Osteuropa und auf dem Balkan geholt. Es soll mein etwas in die Jahre gekommenes Hilleberg Unna ersetzen, das über keine Apsiden verfügt und damit weniger Platz für die Motorradausrüstung bietet.
Bevor es aber auf „Große Tour“ geht, muss das *Wechsel Pioneer Zero-G zeigen was es kann und vor allem, ob es ein adäquater Ersatz für das Hilleberg Unna ist. Da beide Zelte unterschiedlich konstruiert sind (das Hilleberg ist freistehend; das Wechsel ist ein Tunnelzelt) haben beide Zelte unterschiedliche Vor- bzw. Nachteile. Ich werde daher das Wechsel Pioneer in den nächsten Monaten ausführlich testen und dann einen separaten Beitrag, sozusagen den direkten Schlagabtausch zwischen beiden Kontrahenten, veröffentlichen.
Wechsel Piooneer Zero-G Line: 2 Personen Tunnelzelt im Test
Ich diesem Beitrag soll es daher über meine ersten Erfahrungen mit dem neuen Wechsel Pioneer gehen. Was mich als Potsdamer besonders freut, ist, dass Wechsel Tents eine Berliner Firma ist, die seit den 90er Jahren hochwertige Zelte mit vielen Produktinnovationen anbietet. Wenn du mehr über die Geschichte von Wechsel erfahren möchtest, kannst du hier stöbern („Eine Geschichte voller Wechsel„)
Als Testumgebung hatte ich mir den Thüringer Wald bei Suhl ausgesucht und das Zelt auf einer dreitägigen Trekkingtour über die höchsten Gipfel der Rennsteig-Region dem Härtetest unterzogen. Laut Hersteller ist das das perfekte Einsatzgebiet für das Wechsel Pioneer Zero-G, da die Zero-G Line von Wechsel für lange Wanderungen bei extremen Bedingungen konzipiert ist. Minusgrade, Schnee und Regen in bergigem Terrain, sollten somit kein Problem sein.
Überblick über die Technischen Daten des Wechsel Pioneer Zero-G (laut Hersteller)
Farbe | Grün |
Schlafplätze | 2 (Längsschläfer) |
Apsiden | 2 |
Türen | 2 |
Gewicht | 2,1 kg (ohne Groundsheet) |
Packmaß | 45 x 16 cm |
Heringe | Aluminium |
UVP | 599 Euro |
„Das Wechsel Pioneer ist ein 2 Personen Längsschläfer Tunnelzelt mit zwei seitlichen Eingängen. Die geöffneten Türen lassen sich mit zusätzlichen Aufstellstangen zum Vordach aufbauen. Das Pioneer ist absolut windstabil, dank seiner kompakten Bauweise. Es verfügt über ausreichend Netztaschen im Innenzelt. Die zwei gleichgroßen Innenzelttüren sind in der oberen Hälfte mit Mosquitogazen versehen. Für einen zusätzlichen Schutz des Zeltes empfehlen wir die Verwendung eines passenden Groundsheets. Das Pioneer hat 4 verschließbare Ventilationsklappen. Im Lieferumfang sind reflektierende Abspannleinen und stabile Zeltheringe enthalten.“ (Angaben laut Webseite Wechsel Tents)
Aufbau Wechsel Pioneer: Wie schnell ist schnell?
In diesem kurzem Video kannst du miterleben, wie ich das Tunnelzelt allein und zum zweiten Mal in meinem Leben aufbaue. Insgesamt habe ich knapp 25 Minuten dafür benötigt (bei gefrorenem Boden). Der erste Aufbauversuch fand an Tag zuvor und in der Nacht statt. Nur mit Stirnlampe, kalten Fingern und ohne Erfahrungen mit diesem Zelt, hatte ich 45 Minuten benötigt und das Ergebnis war mittelmäßig. Die größte Hürde stellten der gefrorene Boden und das sechseckige *Groundsheet Pioneer dar.
Bei besseren Bodenbedingungen und mit mehr Übung ist das Pioneer Zero-G (inklusive Groundsheet) wahrscheinlich in 15 Minuten aufgebaut. Du solltest das aber zu Hause einmal üben.
Was mir am Wechsel Pioneer Zero-G gefällt
Platzangebot: Mit 125 cm x 235 cm bietet das Innenzelt genügend Platz für zwei Personen mit Winterausrüstung. Es passen zwei dicke Therm-a-Rest *NeoAir X-Lite und *NeoAir XTherm Isomatten nebeneinander. Um noch mehr Platz zu haben, empfiehlt es sich versetzt zu schlafen (Kopf an Füße), zudem die Seitentaschen auch so angebracht sind. Selbst mit meinem *Mountain Equipment Snowline DaunenSchlafsack konnten zwei Männer Schulter an Schulter schlafen. Für ein 2-Personen TrekkingZelt völlig ausreichend. Zudem konnte ich mit meinen 1,90m aufrecht im Zelt sitzen (keine Selbstverständlichkeit bei Tunnelzelten!).
Zwei Eingänge: Bei einem Längschläferzelt mit Seiteneingang ist es sehr praktisch wenn jede Seite einen Eingang hat. Zum Einen muss keiner über den anderen klettern und zum Anderen kann so die Wind abgewandte Seite geöffnet werden oder eine Apside komplett mit Ausrüstung ausgefüllt werden. Wer auf Wanderungen Trekkingstöcke benutzt, kann zudem die Tür des Außenzeltes als Sonnensegel aufstellen. Alternativ gehen natürlich auch präparierte Äste aus der Natur.
2 Apsiden: Die Apsiden bieten genügend Raum für die Ausrüstung (Rucksack, Kochutensilien, Essen, Stiefel…).
Groundsheet Pioneer: Das *Groundsheet Pioneer deckt auch die Apsiden mit ab. Gerade im Winter oder auf feuchten Boden ist das ein Vorteil. Zum Kochen mit meinem Primus Gaskocher (Testbericht) habe ich das Groundsheet am Eingang ausgehangen und Richtung Innenzelt gezogen (Achtung liebe Kinder: Im Zelt macht man kein Feuer…).
Abnehmbares Innenzelt: Das Innenzelt lässt sich leicht aushaken. Dadurch kann das Außenzelt auch allein aufgebaut werden. Diese Funktion bieten fast alle hochwertigen Zelte aber ich habe das noch nie genutzt. Was ich aber nutze, ist die Möglichkeit eine Ecke des Innenzeltes auszuhaken und somit die Apsiden zu vergrößern.
Verarbeitung: Das Pioneer Zero-G ist sehr robust verarbeitet. Das fängt bei den Nähten an und trifft auch auf Ösen, Abspannleinen, Zeltstangen und Heringe zu. Insbesondere die Heringe haben mich überrascht. Sie sind sehr robust und haben harte Schläge mit Steinen ausgehalten, die nötig waren um sie in den gefrorenen und steinigen Boden zu treiben. Im Lieferumfang sind die *Wechsel V-Pegs enthalten (für weiche bis mittelharte Böden). Von Wechsel gibt es aber auch noch *Dur Pegs und *Pipe Pegs, die für härtere, steinige Böden geeignet sind.
Gewicht & Verpackung: Mit 2,1 kg (ohne Packsack & Reparatur Kit) ist das Zelt, gemessen am Einsatzgebiet, erfreulich leicht. Wenn du das Groundsheet/ Floorsaver verwendest, schlägt das mit zusätzlichen 0,46 kg (ohne Packsack) zu Buche. Mir hat es auch gefallen, das der Zeltsack genügend Platz bietet um das Zelt wieder reinzufummeln (auch wenn es mit Wasser oder Schnee getränkt ist). Das ist nicht selbstverständlich. Ich hatte schon Zelte, die nach dem ersten Aufstellen nie wieder in den Packsack gepasst haben. Ein echtes No-Go.
Raum für Verbesserungen: Was mir am Wechsel Pioneer Zero-G weniger gefällt
Das Wechsel Pioneer ist ein wirklich gutes Zelt, wenn ich mir von den Herstellern in Berlin etwas wünschen könnte, wären es diese Verbesserungen.
- Besserer Rollverschluss der Seitentür vom Außenzelt: Der Hartplastik-Bippus, der die eingerollte Seitentür oben in der Schlaufe fixieren soll ist zu klein. Zum Einen rutscht er raus und zum Anderen, ist er erst einmal in Position, bekommt man ihn von Innen mit Handschuhen (Winter) oder kalten Fingern nicht einfach genug auf. Im 21. Jahrhundert sollte es dafür eine bessere Lösung geben (z.B. Klettverschluss).
- Groundsheet: Ich würde mir wünschen, dass das Groundsheet so konzipiert wird, das es permanent am Zelt eingehängt bleiben kann.
- Ventilationskappen: Die vier Ventilationskappen funktionieren gut, können aber nur von außen oder bei geöffneter Tür aufgestellt und geschlossen werden. Bei extremen Bedingungen ist das aber ein Nachteil, der mir beim Schneetreiben aufgefallen ist. Hier könnte man innen zusätzlich ein Klettverschluss an den Mesh-Einsätzen anbringen, dann wäre dieses Problem gelöst.
Mein Fazit zum Wechsel Pioneer Zero-G Line
Nach nur einer Tour, ist es schwer ein abschließendes Urteil über dieses Zelt zu liefern. Die Bedingungen, denen ich das Zelt im Winter ausgesetzt habe, sind sicherlich nicht repräsentativ für den „Durchschnittswanderer“. Dennoch hat das *Pioneer Zero-G sich erstaunlich gut im Gebirge geschlagen, ist Durchdacht konzipiert und mit der sehr guten Verarbeitung durchaus für Touren dieser Art geeignet. Zudem bietet es 2 Personen mit Winterausrüstung genügend Liegefläche und Stauraum.
In den nächsten Monaten wird es „weiteren Strapazen“ ausgesetzt werden und anschließend im Frühsommer mit auf meine große Motorrad-Geländetour gehen. Wie sich das Zelt dann auf dem Motorrad und den ganzen Packtaschen beim Camping schlägt, berichte ich dann im Anschluss.
- Gewicht: 5 von 5 Sternen
- Verarbeitung: 5 von 5 Sternen
- Preis/Leistung: 5 von 5 Sternen
Wenn du selbst bereits mit dem Pioneer Zero-G Erfahrungen gesammelt hast, kannst du uns diese leibend gerne in die Kommentarbox schreiben. Bleibt nur noch zu sagen „Fröhliches Zelten“ und „Berg Heil“.
Hi Stefan, ein schöner Praxisbericht. Danke dafür. Ich habe genau diese Zelte (Unna, Pioneer) und dazu noch das Exogen (1 oder 2) in meiner engeren Auswahl. Als Berliner und aus preislichen Gründen sympathisiere ich natürlich mit den Produkten von Wechsel. Meine Überlegungen sind ähnlich wie Deine (mind. eine Apsis sollte schon dabei sein, eine ordentliche Länge und Sitzhöhe). Da ich als Touren-Radler vielleicht noch die eine oder andere Tasche verstauen will, tendiere ich momentan zu einem 2 Personen-Zelt. Als gelegentlicher Wanderer darf es für den Rucksack andererseits natürlich auch gerne leicht sein. Ich werde noch ein wenig weitergrübeln :-). Dein Beitrag hat mir auf jeden Fall geholfen. Grüße von Berlin nach Potsdam. Frank
Hi Frank, für deine Zwecke wäre das Hilleberg Niak auch eine gute Option. Das ist ähnlich wie das Hilleberg Unna, aber etwas leichter, ein 3-Jahreszeiten-Zelt und mit 1ner Apsis… Preislich ist das teurer als das Unna oder das Wechsel Pioneer und du musst entscheiden, ob dir die etwas größere Apsis die Mehrkosten Wert sind. Gruß, Stefan.
Danke Stefan, das Niak hatte ich vergessen zu erwähnen. Das habe ich auch in der engeren Auswahl. Es gibt bei allen Modellen sowohl pros und cons. Die eierlegende Wollmilchsau habe ich noch nicht gefunden. LG Frank
Bei Rad-, Motorrad-, oder Kanureisen, auf denen du Wildcampen möchtest, würde ich dir immer zu einem freistehenden Zelt raten. Damit bist du vom Untergrund weitestgehend unabhängig. Kannst ja mal schreiben für was für ein Zelt du dich letztendlich entschieden hast. Gruß, Stefan…
Hi Stefan, habe mich nach einigem Überlegen für das Pioneer entschieden und konnte es sogar in der Unlimited-Version günstig bekommen. Für mich gaben die Zelt-Innenmaße den Ausschlag. Jetzt fehlt nur noch das passende Wetter. LG Frank
Na dann, maximalen Spaß mit deinem Zelt und auf deinen anstehenden Touren. Wenn du etwas cooles vor hast, kannst du ja von deiner Tour auf Burning Feet berichten und damit andere Reisende inspirieren. Gastautoren sind bei mir immer herzlich willkommen….
Hallo, sehr hilfreicher Beitrag.
Was mich unsicher macht: Bei Wechsel steht, daß das Groundsheet nur das Innenzelt abdeckt, hier wird aber gesagt, es deckt die Zeltgrundfläche ab. Was ist richtig, oder gibt es zwei?
LG ug
Hi Ursel, wie du in meinem Aufbauvideo sehen konntest, deckt mein Goundsheet die gesamte Fläche ab. Soweit mir bekannt gibt es auch nur ein Goundsheet für das Wechsel Pioneer Zero G Line. Gruß, Stefan.
Hallo Ihr Beiden,
es gibt beide Varianten. Ich habe den Footprint, der nur unter dem Zeltboden liegt.
LG aus Berlin
Frank
Danke für deinen guten Bericht zum Wechsel Pioneer . Er war für mich eine große Hilfe bei der Entscheidung zwischen vielen Möglichkeiten. Ich habe mir dieses Zelt vor einigen Wochen gekauft und nutze es als Allein Radreisender und bin mit Platz, Komfort, Packmaß, Gewicht und Qualität sehr zufrieden. Es ist wirklich viel Platz im Zelt. (auch für große Menschen; Innnenmaß 2,30, von denen je nach Höhe der verwendeten Matte mindestens 2,10 zur Verfügung stehen (- Zeltschräge) In den Kommentaren tauchte die Fragen zum Groundsheet auf. Wechsel hat ursprünglich zwei verschiedene Versionen zum Pioneer angeboten. Ich habe mir aufgrund des Gewichtsvorteils direkt bei Wechsel aus dem Restbestand die Version bestellt, die nur das Innenzelt abdeckt. Nach Erfahrungen in den letzten Tagen mit Starkregen und feuchtem Boden werde ich mir noch die größere Version dazukaufen (hier wird auch der Bereich der Apsis auf beiden Seiten abgedeckt); als zusätzlicher Schutz vor Kondenzfeuchtigkeit aus dem feuchten Boden. Einige praktische Erfahrungen. Da es sich nicht um ein freitragendes Zelt handelt, hat es unter dem Zelt Boden verlaufende Bänder. Diese müssen vor dem Aufbau an die richtige Stelle getüddelt werden. Dann geht der Aufbau sehr schnell von der Hand und es steht bereits mit vier (!) Häringen, die wirklich sehr schräg gesteckt werden sollten. Angesichts der Wetterlage der letzten Tage im Weserbergland zwischen Bad Karlshafen und Hann Münden war ich gut beraten, alle Abspannpunkte zu nutzen (also alle 14 mitgelieferten Häringe). Im Unterschied zu durchaus ebenso hochwertigen Zelten anderer Rad- oder Kanureisenden blieb meine Ausrüstung völlig trocken). Einziger Schwachpunkt, wie oben bereits erwähnt ist die Befestigung der schön großen Rolltür (gibt es auf beiden Seiten). Das funktioniert schlecht und bei Wind rutscht der glatte Stoff aus den Laschen heraus. Und möchte man bei nassem Zelt rein oder raus, muss man darauf achten, dass die nasse Türplane nicht lang über den Rücken streift. Hier würde ich mir Klettstreifen wünschen, mit denen die Tür kurzzeitig oben fixiert werden kann. Von innen lässt sich die Laschenknebelbefestigung wirklich nicht öffnen. Übrigens habe ich mir von Exped einen wasserdichten Kompressionsbeutel in der genau zum Pioneerpackmaß passenden Größe s dazugekauft (mit drei Riemen, die das Zelt im Umfang reduzieren) . Nachtrag: Zum abschließenden Trocknen zuhause habe ich Innen- und Außenzelt getrennt (geht sehr gut). Und dann umgekehrt nur das Außenzelt aufgebaut – auch das geht sehr gut.; und anschließend das Innenzelt wieder eingehängt. Durch eine farbig markierte Lasche am Innenzelt ist ein falsches Einhängen nicht möglich.
Hi Andreas, schön das du deine Erfahrungen mit uns geteilt hast. Beste Grüße und allzeit trockene Füße, Stefan.