Rennsteig Wandern in Thüringen: Der tiefe Fall einer Legende
Über 168,3 Kilometer schlängelt sich der Rennsteig Fernwanderweg durch den Thüringer Wald, das Thüringer Schiefergebirge und den Frankenwald. Somit ist er der älteste und meistbegangene Weitwanderweg Deutschlands, der sogar vom Deutschen Wanderverband als Qualitätswanderweg ausgezeichnet wurde.
Das grüne Herz Deutschlands. Bei soviel Lorbeeren war es Zeit diese Perle des Deutschen Wanderverbandes genauer unter die Lupe zu nehmen. Außerdem war es die perfekte Gelegenheit meine neuen Wanderschuhe und Oberschenkel für die anstehende Nepaltour einzulaufen. Der Plan war es den Rennsteig in fünf Etappen zu wandern (4 ½ Tage) und in entgegengesetzter Richtung, vom Blankenstein nach Hörschel. Also ab zum Rennsteig.
Rennsteig Höhenwanderweg Thüringen: Nie wieder!
Bevor ich ausführlich über meine fünftägige Wanderung auf dem Rennsteig berichte, muss ich mir erst einmal Luft machen. Was ich jetzt schreibe, tut mir Leid für jeden Gastronom, der mit seinem letzten Herzblut um jeden einzelnen Tourist in dieser Region kämpft. Aber es muss gesagt werden.
Es ist eine Schande und für mich unbegreiflich, wie innerhalb von nur 10 Jahren ein Wanderweg mit Tradition bis ins 14. Jahrhundert so verhunzt werden kann. Für mich ist der Rennsteig kein Qualitätswanderweg. Und ich gehe noch weiter: Für mich dürfte er sich überhaupt nicht mehr Fernwanderweg nennen dürfen.
Schotter, Asphalt und kaum noch Natur
80 % des Weges führt heute über planierte Schotterwege, die vier Meter breit sind und sich wie Beton laufen. Vielleicht habe ich eine andere Einstellung zum Wandern, aber wer auch immer dafür verantwortlich ist und die Seele des Thüringer Höhenwanderweges an profitgierige Forstgesellschaften und Stromkonzerne verkauft hat, der ist maßgeblich am Untergang des Rennsteiges beteiligt.
Vor 10 Jahren war das übrigens noch nicht so. Ein Fakt, der selbst den einheimischen Wanderern ein mächtige Zornesfalte ins Gesicht zaubert.
Und wenn der Rennsteig schon mal querfeldein auf unbefestigten Waldboden verläuft, dann wird selbst dort zwischen Wurzeln Schotter gekippt. Was geht in den Köpfen der Verantwortlichen ab? Warum greift der 1896 gegründete Rennsteigverein nicht ein?
Wanderweg und Loipe
Die Landschaft durch die man wandert, ist außer Konkurrenz. Dichte Fichten- und Buchenwälder stehen links und recht der geschotterten Forstwege, die sich im Winter wunderbar als Ski Loipe präparieren lassen. Hier versucht man zwei Fliegen mit einer Klappe zu schlagen und die längste Loipe der Welt zu kreieren. Schön und gut aber warum ausgerechnet auf dem Rennsteig Wanderweg? Auch hier gibt es wieder einen eindeutigen Verlierer: die Wanderer.
Europas längster Höhenradwanderweg vs. Rennsteig
Leider komm ich aus dem Meckern nicht heraus. Neben den Wintersportlern muss sich der Rennsteigwanderer auch einen Großteil der Strecke mit Radfahrern teilen. Das nennt sich dann Europas längster Höhenradweg.
Schön befestigte Schotterwege, so das Cityräder und sogar Rennräder mit Crossprofil darauf rollen können. Ich selbst bin Rennrad- und Mountainbiker und würde mich verarscht fühlen. Wieder versucht man einen Kompromiss zu finden und schickt die Wanderer über diese Streckenabschnitte. Höhenradwanderweg schön und gut aber nicht auf Kosten der Natur. Der originale Rennsteig führte über dicke Wurzeln und schlammigen Waldboden. Wenn dann nur echte Mountainbiker und Wanderer dort entlang kommen, dann ist es so.
Ich kann bei soviel blinden Aktionismus nur den Kopf schütteln und die rapide sinkenden Besucherzahlen geben mir Recht.
Rennsteig in 5 Etappen mit An- und Abreise
Offiziell beginnt der Rennsteig im Eisenacher Stadtteil Hörschel am Ufer der Werra und endet in Blankenstein an der Selbitzbrücke. Meist wird empfohlen den Rennsteig in 8 Etappen zu absolvieren. Soviel Zeit hatten wir nicht. Wir wollten es in 5 Tagen (5 Etappen) inklusive An- und Abreise schaffen. Sportlich aber machbar für geübte Wanderer, dachten wir und kalkulierten grob 35 Kilometer pro Tag ein.
Ein dicker Rechenfehler und der bereits erwähnte knochenharte Boden, machten daraus schnell eine Quälerei.
Unsere 5 Etappen Wandern am Rennsteig
- 1. Etappe: Blankenstein nach Brennersgrün (ca. 21 Km)Anreise Bahn und Start: 14.30 Uhr in Blankenstein
- Brutto-Wanderzeit: 14.30 – 19.00 Uhr
- Übernachtung: Rennsteighaus Brennersgrün
- 2. Etappe: Brennersgrün nach Limbach (ca. 38 Km)
- Brutto-Wanderzeit: 8.30 – 18.00 Uhr
- Übernachtung: Elkes Jägerstube Limbach
- 3. Etappe: Limbach nach Schmiedefeld (ca. 35 Km)
- Sehenswürdigkeit: Bunkermuseum Frauenwald (7 Euro p.P.)
- Brutto-Wanderzeit (inkl. Bunkermuseum): 8.30 – 18.30 Uhr
- Übernachtung: Hotel Gastinger Schmiedefeld
- 4. Etappe: Schmiedefeld nach Grenzwiese (ca. 42 Km)
- Brutto-Wanderzeit: 8.30 – 19.15 Uhr
- Übernachtung: Haus am Reitstein
- 5. Etappe: Grenzwiese nach Hörschel (ca. 34 Km)
- Brutto-Wanderzeit: 8.30 – 16.45 Uhr
- Abreise Bahn: 17.30 Uhr
ACHTUNG: Diese Streckenaufteilung in 5 Tagen ist nur für sehr geübte Wanderer zu empfehlen. Heute wird der Rennsteig meist in 6 Etappen gewandert. Das würde ich euch auch ans Herz legen.
Tipp Etappen Rennsteig
Wenn du den Rennsteig in 5 Etappen (mit Übernachtung im Gasthof) machen möchtest, dann empfehle ich dir meine 3. Etappe zu verändern. Versuche von Limbach nach Alte Tränke oder Schmücke zu kommen. Am Folgetag hast du dadurch weniger Kilometer, weil du unbedingt bis Grenzwiese kommen musst.
Eine völlig alternative Aufteilung des Rennsteig für 5 Tage wäre noch:
- Etappe 1: Hörschel nach Großer Inselsberg (33 km)
- Etappe 2: Großer Inselsberg nach Oberhof (31 km)
- Etappe 3: Oberhof nach Masserberg (35 km)
- Etappe 4: Masserberg nach Ernstthal/Rennweg (25 km)
- Etappe 5: Ernsthal/Rennweg nach Blankenstein (45 km)
Weitere Etappen am Rennsteig von Hörschel nach Blankenstein
Die Einteilung des Rennsteiges ist sehr individuell und sollte auf euer Trainingsniveau abgestimmt werden.
Rennsteig in 8 Etappen (Niveau: Gelegenheitswander)
- 1. Etappe: Hörschel zur Hohen Sonne (14,3 km)
- 2. Etappe: Hohe Sonne bis zur Grenzwiese (19,6 km)
- 3. Etappe: Grenzwiese bis zum Grenzadler (27,8 km)
- 4. Etappe: Grenzadler bis Allzunah (20,1 km)
- 5. Etappe: Allzunah nach Friedrichshöhe (24,5 km)
- 6. Etappe: Friedrichshöhe nach Spechtsbrunn (22,8 km)
- 7. Etappe: Spechtsbrunn nach Brennersgrün (19,7 km)
- 8. Etappe: Brennersgrün nach Blankenstein (20,5 km)
Rennsteig Übernachtung
Hotel, Pension oder Zelten auf dem Rennsteig, Möglichkeiten zur Übernachtung gibt es NOCH etliche. Du hast die Qual der Wahl. Aber das wird sich bald ändern, da immer weniger Touristen in diese Region zum Wandern kommen und die Mittelgebirge in Deutschland schon lange nicht mehr schneesicher sind.
Übernachtung im Gasthaus, Hotel & Co.
Immer mehr Gasthäuser, Hotels und Pensionen machen zu. Jeder von ihnen kämpft ums Überleben. Geld fehlt an jeder Ecke und die goldenen Zeiten als sich vor den Gasthäusern noch Schlangen bildeten, sind längst vorbei. Kein Wunder, das bei den Hotels und Gasthäusern noch der Charme der DDR durchschimmert. Teilweise scheint die Zeit dort auch stehen geblieben zu sein, was die Ausstattung der Gasträume und Zimmer betrifft.
Mich persönlich stört das wenig. Im Gegenteil, das ist gelebte Geschichte, die durch die authentischen Storys der Gastwirte lebendig wird.
Die Menschen entlang des Rennsteiges haben ein großes Herz und da schaut man gern mit ein Schmunzeln über die 70er Jahre Gardine hinweg.
Zelten auf dem Rennsteig Wanderweg
Nichts leichter als das. Auf dem Fernwanderweg gibt es gefühlt alle 5 Kilometer eine Schutzhütte, die sich wunderbar zum Übernachten eignen. Trotz all der Schotterpisten, an dieser Stelle möchte ich ein großes Lob aussprechen. Ich habe noch keinen Wanderweg erlebt, der bezüglich der Hütten eine so gute Infrastruktur hat, wie der Rennsteig.
Meist ist – wie sollte es auch anders sein – grober Schotter in den Hütten. Mit etwas Grass und einer guten Isomatte, aber kein Problem. Wer sich also das Geld für die Übernachtungen am Rennsteig sparen möchte, der ist mit Isomatte und Schlafsack bestens ausgestattet. Genügend Feuerholz und eine kleine Feuerstelle gibt es übrigens auch.
ACHTUNG: Die Schutzhütten sind zwar häufig aber keine Raumwunder, die zum Übernachten gedacht sind. 2 bis 3 Wanderer gehen rein, aber bei größeren Gruppen solltest du ein Zelt einpacken und neben der Hütte zelten.
Wasserquellen bei den Schutzhütten sind Mangelware. Insgesamt habe ich nur 2 gesehen. Stell dich also darauf ein Wasser zu schleppen und öfters in Pensionen oder Hotels nach Trinkwasser zu fragen.
Tipp Zelten Rennsteig
Kauf dir eine aktuelle Wanderkarte oder Wanderführer Rennsteig, wo alle Schutzhütten eingezeichnet sind.
Rennsteig Verpflegungsmöglichkeiten
Wie gesagt, die Gastronomie am Rennsteig befindet sich im Sturzflug. Viele Gaststätten und Bauden sind geschlossen oder machen nur noch wenige Tage in der Woche auf.
Gerade montags wird es schwer werden für dich etwas zu finden, da Ruhetag ist.
Bis auf ein zwei lieblose Imbissbuden, war das Essen gerade in den Gaststuben immer ausgezeichnet. Dort bekommst du deftige, traditionelle Hausmannskost. Gerade das Frühstück in den Gasthöfen und Hotels in denen wir abgestiegen sind, war ausgezeichnet. Es hatte niemand etwas dagegen, wenn wir uns noch ein kleines Lunchpaket schmierten.
In den größeren Städten wie Oberhof, Schmiedefeld, Neustadt und Neuhaus gibt es auch Supermärkte. Die optimale Möglichkeit günstig einzukaufen.
Packliste Rennsteig Wandern
Jeder, der den Rennsteig wandern möchte, stellt sich irgendwann diese entscheidende Frage: Was brauche ich für Ausrüstung für den Rennsteig?
Keine Angst, bei dieser Frage alle Fragen werde ich dir gern weiterhelfen. Dazu habe ich einen extra Beitrag im meiner Rubrik Packlisten verfasst:
- Packliste Rennsteig für alle Jedermann
Welche Wanderschuhe für den Thüringer Höhenwanderweg?
Der Thüringer Höhenwanderweg ist nur mittelschwer. Ab und zu geht es über Wurzeln und Geröll, meist aber über Schotterwege. Die Anstiege sind nur moderat (Ausnahme: der 10 Minütige Anstieg von Grenzwiese auf den Großen Inselberg).
Meine Dachstein Grinning Bergwanderschuhe waren für diesen Schotterboden deutlich zu hart von der Sohle und die Nike Free Freizeitschuhe, die ich aus der Not nutzte, zu weich. Das war eine schmerzhafte Erfahrung, die du dir ersparen solltest.
Der perfekte Wanderschuh für den Rennsteig sollte sein:
- wasserdicht
- knöchelhoch
- atmungsaktiv
- mittelharte, biegsame Sohle
- geeignet für 20+ Kilometer täglich
- leicht
- gut eingelaufen!!!
Als erfahrener Wanderer hätte ich den gesamten 168,3 Kilometer auch mit Trail-Running Schuhen wandern können. Das solltest du aber nur machen wenn du auf keinen Knöchelschutz angewiesen bist. Meine Empfehlung:
Dachstein Super Leggera DDS (innovativer Trekkingschuh) oder der Trail-Running Schuh Salomon Wings Flyte GTX (für trittsichere Wanderer)
Fazit Rennsteig Wandern in Thüringen
Im grünen Herz Deutschlands, versucht man am Rennsteig auf zu vielen Hochzeiten zu tanzen. Das Ergebnis ist Chaos und Unzufriedenheit, vor allem bei den Wanderern. So wie der Rennsteig Weitwanderweg heute verläuft, kann ich ihn nicht empfehlen. Wenn ich auf knochenharten Böden laufen will bis mir die Füße schmerzen dann muss ich nicht in den Thüringer Wald fahren.
Dieses Fazit tut mir ehrlich Leid. Der Rennsteig könnte ein Paradies für Wanderer sein, wie er es seit Julius Plänckner 1830 war. Ich hoffe die Verantwortlichen kommen rechtzeitig zur Besinnung oder werden vom Hof gejagt. Stoppt das Asphaltieren der Wanderwege und kratzt die dicken Schotterschichten aus dem Thüringer Wald. Nur so hat der Höhenwanderweg eine Chance.
Literatur Rennsteig Thüringen
Mit diesen Wanderführer und einer wasserfesten Wanderkarte seit ihr gut beraten. Dort sind alle Schutzhütten eingezeichnet und jeder Millimeter des Rennsteiges ist genau beschrieben.
Ausrüstung Rennsteig Weitwanderweg
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Das war mein persönlicher und kritischer Eindruck zum Rennsteig Weitwanderweg im September 2016. Ich weiß, damit hab mir nicht nur Freunde gemacht. Dieser Blog lebt aber auch vom offenen Meinungsaustausch, also schreibt euren Senf in die Kommentarbox und lasst uns diskutieren.
Das ist ja schrecklich! Bei meiner Wanderung im Sommer 2009 gab es diesen Schotter auf den Wegen definitiv NICHT!
Da hat wohl mal wieder irgend ein Politiker Unsinn entschieden …
So sieht es aus Dirk. Nach Orkan Kyrill im Januar 2007, wo ganze Waldabschnitte platt gemacht wurden, hat man die Chance genutzt um die Forstwege in den Folgejahren „abzuschottern“. Die Forstwirtschaft freut sich und die Region hat die längste Ski-Loipe… aber der Wanderer guckt in die Röhre, oder besser gesagt auf den Schotter.
Beste Grüße, Stefan.
Ich habe nach den Stichworten Rennsteig und Schotter gesucht und bin auf diese Seite gestoßen. Ich bin aus Thüringen, wohne jetzt in Ostfriesland und als Kind war ich eher unfreiwillig öfter auf dem Rennsteig unterwegs und später, als unsere Kinder klein waren, sind wir dort gewandert. Letzte Woche war ich mal wieder in Thüringen und wollte 2 Tage wandern…vom Grenzadler nach Eisenach. Nie wieder! Ich habe gleich meine Eltern gefragt, ob der Weg früher auch mur aus Schotter bestand, tat er nicht. Wir wandern meistens in Schottland, deshalb wohl ein wenig verwöhnt, aber so etwas darf sich nicht auch noch qualifizierter Weg nennen. Ich kann nur zustimmen, auch dass der Schotter zwischen den Wurzeln geschüttet ist. Ungefährlich ist es auch nicht, da der Schotter schnell ins rutschen gerät, wenn es bergab geht.
Den „Originalweg“ des Rennsteigs bin ich letzte Woche mit dem Mountainbike gefahren und was soll ich sagen ? – TRAUMHAFT SCHÖN –
Das 80 % über Schotter führen stimmt „Gott sei Dank !“ nicht. Jedoch muss ich Dir recht geben, dass hier der Mensch den Eingriff in die Natur bleiben lassen soll. Doch das Profit denken in Sachen Holzeinschlag verlangt anscheinend für die großen Harvester und Traktoren diesen Unsinn…
Nobert:
Vielen Dank für den guten Artikel. Ich bin mit 2Freunden über den
01. Mai den Rennsteig in 6 Tagen gegangen, allerdings gegen den
Strom von der Saale. Den Eindruck mit 80% Schotter kann ich
aber definitiv nicht teilen. Ich hatte den Bericht schon mal im
Frühjahr gelesen und das Schlimmste befürchtet.. Mein Eindruck
wären eher 30 % Schotter, auf keinen Fall mehr..
Hi Norbert, über Prozente kann man definitiv uneinig sein. Für mich persönlich zählen zu Schotter auch mit Rollsplit komprimierte Wege. Somit fallen alle Wege, die nicht mehr Natur belassen sind in meine 80% Kategorie. Und das waren schon verdammt viele. Dieses Jahr im Oktober bin ich erneut auf Passagen des Rennsteiges unterwegs und kann gegebenenfalls eine kleines Update auf die Burning Feet Seite stellen. Vielen Dank für deinen Post und viel Spaß auf weiteren Touren… Beste Grüße, Stefan.
Ich laufe von der Werra zur Saale und habe morgen die letzte Etappe von insgesamt 5.
Fazit: Ich stimme uneingeschränkt dem Artikel zu! Sehr schade, weil der Rest echt toll ist.
Hi Martin, wie du den ganzen Kommentaren entnehmen kannst, scheiden sich die Geister am Rennsteig. Ich war Anfang Oktober 2018 wieder in Thüringen auf dem Rennsteig in der Region um Oberhof unterwegs: es hat sich nichts geändert; Grausam abgeschotterte 3 m breite Wege, die durch wunderschönen Thüringer Nadelwald verlaufen. Gruß Stefan.
Hallo, vielen Dank für den Bericht und die interessante Diskussion über die Beschaffenheit des Rennsteigs. Ich habe ihn 2015 mit dem MTB befahren und war echt begeistert. Mein Eindruck war eher, daß er nicht immer schmal ist, hin und wieder auf Schotter verläuft, aber doch zu einem erfreulich hohen Anteil naturbelassen, sprich: wurzlig, geröllig, erdig & schlammig ist, so wie es sich eben für einen Wanderweg gehört, der auch fürs MTB einen Anspruch bietet. Bei einer Frage könnt ihr mir vielleicht behilflich sein: Ich habe in ERinnerung, daß der Teil von Eisenach bis Oberhof tatsächlich viel planierter und weniger schön ist, als der weitere Verlauf nach Blankenstein. Würdet Ihr mir da Recht geben? Und hat sich seit 2015 etwas „verschlimmert“? Schönen Gruß
Stefan, vielen Dank für deinen Artikel samt 2018er Update. Ich bin über deinen Hexenstieg-Beitrag hier gelandet (den ich morgen gleich mal in meinem Anschlussbericht verlinken werde).
Deine Schotter-Schilderung hat dafür gesorgt, dass der Rennsteig von meiner Bucket List fliegt. In meiner Vorstellung gab es naturbelassene Wege quer durch den Wald. Gut, dass ich es nun besser weiß. Wirklich schade, denn ich war vom Webauftritt des Weges durchaus angetan. Dann mache ich wohl doch lieber etwas anderes!
Weiterhin happy hiking,
Audrey
Nun, ja, Ihre Einschätzung bezüglich der Schwere der Wanderung ist geradzu absurd. Aufstieg großer Inselberg sind 200 m mit einer durchschnittlichen Steigung von 7.1%. Hierzu benötigt selbst ein Fastrunner (6.5 km/h in der Ebene) ganze 34 min. Wo kommen ihre 10 min her? Was Sie schreiben hinsichtlich der Anzahl Etappen (8 Etappen Gelegenheitswander) zeugt ebenfalls von wenig Sachkenntnis. Gerade der Tourenwanderer mit 10 kg Rucksack wird sich auch als ausdauerstarker Wanderer schwer tun, den Rennsteig in weniger als 8 Etappen zu laufen. Als Wander- und Wegstreckenanalytiker können Sie mir das glauben, ich kann Ihnen das durch genaue Weg-Zeitdiagramme belegen. Unbewaffnet (also nur mit Leichtrucksack) sind weniger Etappen ’schmerzlos‘ drin.
Hallo Dom, danke für dein Feedback. Aber meist du das ernst?
Ein Duchschnittswanderer ist wohl in der Lage am Tag ca. 20 Kilometer in diesem leichten Gelände zu laufen. Und zeig mir mal einen Tourenwanderer, der nur von Gasthaus zu Gasthaus läuft und dabei 10 Kilo oder mehr Gepäck trägt. Da sollte man doch deutlich drunter sein. PS: Den Rennsteig in 8 Etappen zu laufen, empfiehlt sogar der Wanderführer, den du offiziell in den TouriInfos zum Nationalpark kaufen kannst. Bezüglich der 10 Minuten zum Inselberg hoch. Natürlich sind das mehr als 10 Minuten. Dabei handelt es sich um eine Metapher, die die Länge der steilen Anstiege ins Verhältnis zum gesamten Rennsteig und dessen Höhenprofil setzt. Beste Grüße und viel Spaß beim Wandern, Stefan.
Hallo zusammen,
bin eher zufällig auf dieser Seite gelandet.
Habe bisher nur einige kurze Abschnitte auf dem Rennsteig absolviert: bei Eisenach und Oberhof, überwiegend auf breiten Wegen, zu kurz um wirklich mitreden zu können. Allerdings wurde mir schon öfters abgeraten von einer Wanderung aus den von Dir genannten Gründen. Da ich aus Rheinland-Pfalz komme bin ich sowieso verwöhnt. Wir haben den Saar Hunsrück Steig: 410 Km Natur pur mit einem Pfadanteil von über 50%.
Zum Thema Etappenplanung: das ist schon individuell sehr unterschiedlich. Ich war an Pfingsten von Freitag bis Dienstag 210 Km und ca. 4.500 HM auf dem Eifelsteig unterwegs, mit einem Rucksackgewicht zwischen 7 und 10 Kg. Es waren Tagesetappen zwischen 35 und 45 Km. Auch wenn ich kein Maßstab bin, aber ein fitter und trainierter Wanderer kann in unseren Mittelgebirgen schon einiges erwandern an einem Tag. Ich war im Schnitt 10 Stunden auf Tour und bin unterwegs auch mal eingekehrt.
Wenn ich mir das Profil des Rennsteigs anschaue, dann würde ich mir diesen in 4-5 Etappen problemlos zutrauen. Problematisch wäre dann wohl eher immer eine Unterkunft zu finden. Im Zelt zu übernachten ist nicht so meins. Irgendwann erwandere ich den Rennsteig mal komplett, aber zur Zeit steht zuviel auf der to do Liste.
Werde die Entwicklung des Weges weiterhin interessiert verfolgen. Man sollte sich nicht zuviel auf dem Namen ausruhen, denn es entstehen ständig neue Wege. Und viele der Wanderer die auf diesen Wegen so unterwegs sind, oft zwischen 25 und 40 Jahre alt, interessiert nicht der Name, sondern der Erlebnisfaktor. Und da gehört auch der Bodenbelag dazu.
Hallo,
HM, ich weiß ja nicht, welchen Rennsteig sie gewandert sind, aber ich war die letzte Woche auf dem in Thüringen und fand es super.
Ich frage mich wo denn die 80℅ Schotter gewesen sein soll, denn ich fand zum größten Teil Wurzel-und Geröllpfade vor und selten Schotter, z.b. auf dem Stück von Rodacherbrunn bis kurz vor Schlegel.
Aber zum Großteil fand ich den Orginal Rennsteig sehr naturbelassen.
Kann es sein, dass sie dem Rennsteigradweg gefolgt sind anstatt dem weißen R?
Es gibt sogar an den stellen, wo der Original Rennsteig über Straße verlaufen würde, schöne Alternativen (man folge einem blauen R) über Wurzel – und Graspfade.
Hallo Zusammen,
ich bin den Rennsteig, alleine, in Kalenderwoche 37 / 2020 von Hörschel nach Blankenstein gelaufen. 6 Etappen, zwischen 21 und 34 km. Mein Eindruck: gemischt:
Auf der einen Seite „autobahnähnliche“ Steckenabschnitte mit Schotter, teils Teer, auf der anderen Seite 40 cm breite, mit hunderten Wurzeln übersähte Steige.
Nun hatte ich top Wetter und keinen Regen, so dass die Wurzelstrecken, kein Problem darstellten. Bei Regen sieht das ganz anders aus.
Mit weniger als 10 kg Gepäck halte ich für sportlich. Ich habe täglich meine 3 Liter Trinkblase geleert, da ich wusste, dass es kaum offene Rastplätze gibt und Quellen, wie beschrieben (habe auch nur 2 gefunden) Mangelware.
Fazit:
Der Rennsteig: Kein perfekter Weg.
Ein gut ausgebauter Wanderweg hilft beim Wandern komplett abzuschalten, da man nicht permanent auf den Boden schauen muss, und mehr Augen für die Natur hat.
Hi Ulrich, besten Dank für dein Feedback. Gruß, Stefan.
Hallo,
vielen Dank für Deinen kritischen Bericht, der von den sonst i.A. so üblichen Lobeshymnen abweicht.
Ich bin den Rennsteig atypisch in reinen Tagesetappen in den Jahren 2009 bis 2014 von Hörschel ausgehend abgewandert, jeweils Anreise mit Bahn und Bus.
Ich war damals schon von der Wegbeschaffenheit und dem langweiligen Verlauf schockiert. Das lag sicherlich nicht nur daran, dass ich als Wanderer und begeisterter MTBler den Hochschwarzwald mit seinen Fernwanderwegen vor der Türe habe.
Rein gefühlt lief ich mehr oder weniger auf breiten Forstautobahnen, häufiger begleitet von hörbaren Straßen. Selten befand ich mich auf schmalen Trails. Die Krönung war meine vorletzte Etappe nach Steinbach, knapp 7 km auf einem asphaltierten Radweg entlang einer vielbefahrenen Strasse. Es gab zwar damals schon eine ausgeschilderte alternative Route (nicht Originalrennsteig), war mir aber damals zeitlich dann zu knapp. Wandern zum Abgewöhnen.
Mein Eindruck war, dass der Rennsteig nur noch von seinem alten Mythos zehrt, als es damals noch keine Waldautobahnen mit parallel laufenden hochfrequentierten Straßen gab. Der zunehmende Straßenbau und Zersiedelungen der Landschaften haben den Rennsteig in seinem Verlauf m.E. zerstört. Wenn jetzt noch diese Waldautobahnen „geschottert“ werden, wie im Bericht beschrieben, kann das die Erosion des alten Klassikers nur noch beschleunigen.
Vorbildlich: Zahlreiche Sitzmöglichkeiten und Schutzhütten. Zahlreiche Informationstafeln zur Geschichte und Wissenswertes.
Der Wanderverband führt den Weg mit 62 % Feinschotter und 31 % Naturnah auf. Quelle: https://www.wanderbares-deutschland.de/wege/alle-wege/rennsteig-90849a51f5
Unter https://www.wanderbares-deutschland.de/wege/lange-qualitaetswege wird der Rennsteig nicht als „Qualitätswege Wanderbares Deutschland“ aufgeführt. Laut wikipedia war er bis 2010 das einmal.
Mein Tip: Wer gerne auf Tannen, Fichten, Wald, schmale einsame Trails, Kulturlandschaften, Hügel, (Alpen)-Panorama, tiefe Täler, Wasser und Schluchten steht: Den Westweg und anschließend den Schluchtensteig erwandern.
Danke für den Tipp mit „Schluchtensteig“ und „Westweg“. Werde mir diese Fernwanderungen anschauen, wenn ich mal wieder im südlichen Schwarzwald unterwegs bin… Gruß, Stefan.
Hallo,
E-Biker – Fahrer sind die Nummer eins, sehe ich im Schwarzwald. Es fahren Busse mit Anhänger und Fahrrad / Mountainbike / E-Biker in das Gebirge für eine schöne Abfahrt. Gern denke ich an meine Wanderungen in Bulgarien zurück. Die Menschen sind sehr Gastfreundlich. Oft bin ich Per Anhalter durch das Land, das erste Auto was kommt hält und nimmt einen mit. Oft war eine Übernachtung dabei. Wanderrast am einen See mit Wassersport. Das älteste Gold der Welt. Thraker- Gräber so alt wie die Pyramiden u.v.m. das ist ( mein ) Bulgarien. Nach Corona setze ich mich in Zug und genieße Bulgarien.
Grüssle aus dem Schwarzwald Paul.
Hey,
ich bin kurz vor dem Aufbruch in den Thüringer Wald auf deinen Artikel gestoßen. Sehr gut, dass auch mal jemand über so etwas schreibt. Ich bin deshalb allerdings mit einer gedämpften Vorfreude aufgebrochen. Wir sind von Eisenach nach Zella-Mehlis gestiefelt und ich muss sagen, es hat sich doch trotzdem sehr gelohnt! Von der Hohen Sonne (ab da liefen wir den Rennsteig) bis vor den Inselsberg ist viel geschottert ja, aber so schlimm langweilig wie erwartet war der Weg auf keinen Fall! Große verharschte Schneefelder weiter Richtung Oberhof haben den Weg eh zu einer ganz anderen Herausvorderung gemacht. Für mich fällt der Rennsteig aus einem anderen Grund als Wiederholungsziel aus (zumindest in der klassischen Wandersaison). Trotz der Minusgrade nachts waren wir nie sicher, ob wir eine bereits bewohnte Schutzhütte vorfinden. Ich stelle mir vor, dass es im Sommer für jede/n Wanderer/in der/die die Ruhe in der Natur sucht, die Hölle sein muss auf dem Rennsteig. Aber in den kälteren Monaten ein wirklich schönes Erlebnis!
LG Anni
Hi,
ich wünschte ich hätte diesen Artikel schon vor einer Woche gelesen…
Ich bin den Rennsteig von Blankenstein bis Hörschel bis heute Mittag gelaufen. Ich habe mich im vornhinein nicht sonderlich viel über den Rennsteig informiert, weil ich so unvoreingenommen wie möglich meine Weitwanderungen angehen möchte und außerdem gibt es den gewissen Nervenkitzel 🙂 Hätte ich mich mal informiert, hätte ich sicher auch mitbekommen, dass während meinem Vorhaben dort der Rennsteiglauf (größter Crosslauf-Marathon in Europa) stattfindet. Naja, war auch mal eine interessante Erfahrung 🙂
Ich war (wie ich das immer mache) mit Hängematte unterwegs. Wie sich herausstellte, hätte eine Isomatte genügt, dank der unzähligen Schutzhütten. Die war natürlich zu Hause… Schade, in den Hütten ist es dann doch ein wenig angenehmer und erholsamer. Ich bin den Rennsteig in 5,5 Tagen gelaufen. Ich kann Stefan im großen und ganzen zustimmen. Wirkliche Pfade gibt es selten, oft sind die Wege breit und in den meisten Fällen voll mit Schotter. Ich fühlte mich selten richtig in der Natur. Auf breiten Forstwegen kann man nach meinen Verständnis von Natur nicht „in der Natur“ sein, aber das sieht ja jeder anders und das ist okay. Wenn es mal schöne Pfade gab, verliefen diese meist neben Straßen, auch wenn diese nicht viel befahren sind, stören diese mein Naturerlebnis extrem. Auch waren sehr viele Forstarbeiten in unmittelbarer Nähe, was aber wahrscheinlich eher Pech war. Erst ca. ab der Ebertswiese fühlte ich mich zum ersten mal auf dem Rennsteig (und das nach ca.120km) so richtig in der Natur (dort verlief der Weg auch nicht mehr alle paar Kilometer mehr in Straßennähe…). Diese Erlebnisse blieben leider eher selten und von kurzer Dauer, da in den meisten Fällen ein ellenlanger Forstweg mein schönes Gefühl zerstörte.
Bis auf dem Tag an dem der Marathon stattfand, habe ich nur selten andere Menschen angetroffen was ich noch positiv hervorheben kann.
Eben habe ich mal auf Wikipedia geschaut, dort steht, dass der Rennsteig etwa 130km, bzw. etwa 77% auf „mineralischen Untergrund“ verläuft. Dort zählen sicher auch Bachlaufähnliche Abschnitte hinzu, die gibt es aber leider nicht annährend so häufig wie die Forstwege 😀
Alles in allem war ich sehr enttäuscht vom Rennsteig, er hat mir leider nicht die Magie des Naturerlebnisses geben können die ich auf meinen Mehrtagestouren suche. Weiterempfehlen werde ich den Rennsteig keinem.
Es gibt noch andere schöne Fernwanderwege. Lass dich davon nicht entmutigen. Gruß, Stefan.