Dachstein Grimming EV im Test
Der Dachstein Grimming EV im Test. Was taugt die Dachstein Wanderschuh Neuentwicklung aus der Kollektion 2016 wirklich? In Nepal bin ich dieser Frage nachgegangen. Hier die Ergebnisse meines Trekkingschuh Härtetests.
Produkteigenschaften Dachstein Grimming EV laut Hersteller
Sportart: Bergsteigen, Wandern für hochalpine Regionen (bedingt steigeisenfest)
Gewicht: 1240g (Größe 43,5)
Sohle: Vibram Mulaz Gummisohle (mittlere Profiltiefe)
Obermaterial: Pergwanger Velourleder und Cordura Mesh (mit wasserabweisender Hydrobehandlung)
Schafthöhe: mittel
Wasserdichtheit: eVent Membran (wasserdicht + atmungsaktiv)
Kollektion: 2016
Testbedingungen
Über einen Zeitraum von 4 Monaten ( Sep. – Dez. ) habe ich den Dachstein Grimming EV einem ausführlichen Härtetest in Mittelgebirgen und hochalpinen Gelände unterzogen.
Testgebiete: Deutschland (Rennsteig 170 km) und Nepal (Annapurna Circuit, Annapurna Basecamp Trek, Everest 3 Passes Trek, Everest Basecamp Trek).
Insgesamt eine Laufleistung von ungefähr 800 Kilometern mit enormen Höhenunterschieden auf Schotter, Eis, Waldboden und über grobes Gestein sowie mit Bachdurchquerungen.
Um ehrlich zu sein: Nach der ersten Tour auf dem Rennsteig, die als Einlaufphase für Nepal gedacht war, wollte ich den Grimming EV am liebsten in die Ecke schmeißen. Noch nie hatte ich so große Schwierigkeiten einen Wanderschuh einzulaufen. Nach weniger als 60 Kilometern bekam ich eine sehr starke Achillessehnenreizung, die mich 1. zurück in meine Turnschuhe zwang und 2. nach der Tour meine Abreise nach Nepal um vier Wochen zu verschieben.
Trotzdem wollte ich den Schuhen eine zweite Chance geben und sie in Nepal tragen. Ein hohes Risiko, doch der Grimming EV sollte mich nicht enttäuschen.
Tipp: Dachstein Grimming EV in der Einlaufphase nicht bis oben schnüren (nur bis erste Öse) und so mindestens 50 Km so geschnürt tragen.
Pro und Kontra Dachstein Grimming EV TEST
Pro und Kontra im ÜBERBLICK Dachstein Grimming EV
Pro:
- Allrounder Gummisohle mit wenig Abrieb
- sehr leichter Trekkiungschuh
- gute Passform (für breiter Vorderfuß und schmale Ferse)
- flexible Sohle (für lange Trekkingtouren geeignet)
- atmungsaktiv (auch unter warmen Temperaturen) und wasserfest
Kontra:
- Sohle nicht zum „Bergsteigen“ geeignet
- Rostbildung Schnürsenkel-Öse
- mittlere Haltbarkeit durch Materialermüdung
Pro und Kontra im DETAIL
PRO
Gummisohle:
Die mittlere Profiltiefe bietet sehr guten Halt auf losem Untergrund, wie Geröll und Waldboden. Auch beim Bergabsteigen über kantiges Gestein forciert sie eine bedenkenlose Trittsicherheit (sogar mit schwerem Backpack) und dämpft den Aufprall ab.
Nach über 800 Km zeigt die Sohle kaum Abnutzungserscheinungen.
Gewicht:
Durch den Mix von Perwanger Velourleder und Cordura Mesh sowie der Vibram Mulaz Sohle, ist der Grimming EV erstaunlich leicht. Ein fetter Pluspunkt, gerade bei hohen Schuhgrößen wie ich sie trage. Im Vergleich zu meinen vorherigen Schuhen für hochalpine Regionen spürt man das Dachstein Modell kaum am Fuß. Gerade bei mehrtägigen Touren mit 20+ Kilometern täglich und vielen Höhenmetern essenziell. Die Waden- und Hüftbeugemuskulatur wird dadurch deutlich weniger beansprucht.
Gewicht in Größe 12 (47): 1.468 Gramm
Passform:
Einmal eingelaufen, sitzt der Grimming EV komfortabel am Fuß (breiter Vorderfuß, schmale Ferse).
Blasen oder ernsthafte Druckstellen hatte ich nicht. Bei fast 100.000 Höhenmetern eine beachtliche Leistung des Trekkingschuhes.
Sohlenkonstruktion allgemein:
Flexibel im vorderen Bereich, gewährleistet der Schuh ein physiologisches Abrollverhalten des Vorderfußes.
„Bergseigen“ mit hoher Zulast (Rucksack >20 kg) ist durch diese Konstruktion jedoch fragwürdig, da die nötige Steifigkeit fehlt.
Wasserdichtheit/ Atmungsaktivität:
Von +30°C bis -15°C hat die hauseigene eVent Membran eine gute Figur gemacht. Ich hatte keinerlei Schweißfüße (nasse Socken), auch nicht nach stundenlangen Etappen mit hoher körperlicher Belastung.
Bach- und Flussdurchquerungen mit Wasser knapp über die Ferse sind für den Dachstein Grimming EV kein Problem. Zwar hatte ich oft das Gefühl Wasser würde eindringen (Kälteempfinden am Groß- und Kleinzehengrundgelenk) aber die Socken blieben immer trocken.
KONTRA
Gummisohle:
Der vordere Bereich der Sohle ist profillos und als Einstiegszone gedacht. Prinzipiell eine gute Idee aber dadurch, dass die gesamte Sohle im vorderen Drittel sehr flexibel ist, ist bei steilen Bergaufsektionen über losem Untergrund weniger Grip vorhanden. Bei reinem Vorderfußeinsatz rutscht man gelegentlich weg.
Eine Profilierung im vorderen Bereich der Vibram Mulaz Gummisohle täte dem Schuh gut, weshalb ich den Dachstein Grimming EV nicht als Schuh zum Bergsteigen, sondern als Trekkingschuh für mittlere bis schwere Touren einordne.
Zwar als bedingt steigeisengeeignet deklariert, würde ich aufgrund der weichen, flexiblen Sohle von schweren Steigeisen abraten. Micro Spikes (siehe Foto), die für die Gletscherüberquerungen (3 Passes Trek) in Nepal im Dezember notwendig sind, lassen sich hingegen hervorragend kombinieren.
Rost:
Die vorderen beiden Ösen zum Einfädeln der Schnürsenkel rosten bei Kontakt mit Wasser. Hier sollte Dachstein bei Nachfolgermodellen rostfreies Metall verwenden.
Haltbarkeit:
Ein heikles Thema, welches die Frage aufwirft: Wie lange muss ein Trekkingschuh (aus dem mittleren bis hohen Preisniveau) unter Dauerbelastung halten?
Der Durchschnittswanderer macht vielleicht 1 bis 2 längere Touren pro Jahr und einige kurze Wochenendtrips. Eine tägliche Dauerbelastung über 3 bis 4 Monate, wie in meinem Fall, ist selten. Daher ist meine Einschätzung über die Haltbarkeit des Dachstein Grimming EV relativ zu betrachten.
Während der Durchschnittswanderer bei guter Schuhpflege wahrscheinlich mehrere Jahre braucht, um den Trekkingschuh nachhaltig zu beschädigen, ist mir dies in den 2 Monaten im Himalaja Gebirge gelungen. Er ist irrereparabel geschädigt.
Folgende Schäden sind entstanden:
- Im Bereich des Vorderfußes (dort wo der Fuss abknickt) hat sich erst das Cordura Mesh aufgeräufelt, anschließend Unterlagenmaterial, bis letztendlich auch die Gummi-Steinstoßkante vertikal eingerissen ist (siehe Foto). Einzig die eVent Membran ist „noch“ intakt, sonst wäre ein 3 Zentimeter langes Loch im Schuh. Auch diese Membran wird kurzfristig einreißen.
- Diesen Schaden führe ich auf Materialermüdung zurück, da ich – zumindest nicht bewusst – irgendwo angestoßen bin.
- Im gleichen Bereich des vorderen Schuhes löst sich die verklebte Sohle (Innenseite links) vom Oberschuh.
- Insgesamt ist die wasserdichte Eigenschaft des Grimming EV nach dieser Tour nicht mehr vorhanden. Im folgenden Video könnt ihr die Bereiche sehen in die Wasser (nach 2 Minuten im Wasserbad) eindringt.
Mein Fazit Dachstein Grimming EV
Mit dem Grimming EV aus der Kollektion 2016 hat Dachstein einen leichten Trekkingschuh entwickelt, der sich pudelwohl auf mittelschweren bis schweren Trekkingtouren und auch in hochalpinen Regionen fühlt.
Ein echter Allrounder im mittleren Preissegment (220-250€), der mit seinem Gewicht, der Sohle und einer ausgesprochen guten Passform überzeugt.
Einzig in der Haltbarkeit des Materials gibt es in meinem Test Abzüge.
Anmerkung: Der Wanderschuh Grimming EV wurde mir zu Testzwecken von der Firma Dachstein zur Verfügung gestellt. Das hatte aber keinen Einfluss auf meine Bewertung.
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