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Lost World – Höhlenabenteuer in Neuseeland (Waitomo Caves; Reisebericht)

Lost World Neuseeland: Ein Reisebericht unserer Gastautorin Victoria, die uns mit in die verwunschenen Waitomo Caves in Neuseeland entführt. Viel Spaß beim Lesen.

Die Waitomo Caves: Mein Höhlenabenteuer in Neuseelands LOST WORLD

Lost World Neuseeland Waitomo Caves Höhlenklettern ReiseberichtJedes Jahr reisen mehr als zwei Millionen Touristen aus aller Welt in das entfernte Neuseeland. Beliebte Reiseziele sind neben den weltbekannten Der-Herr-der-Ringe-Drehorten auch die Höhlen im Waitomo-Distrikt auf der Nordinsel. Die Landschaft in Waitomo ist von grünen Hügeln geprägt, unter denen sich tausende Höhlen mit unterirdischen Flüssen labyrinthartig durch das Gebiet ziehen. Wer Waitomo besucht, kann sich auf unvergessliche Abenteuer einstellen: Höhlenklettern, BlackWater-Rafting oder einfach nur ein Spaziergang durch die Glühwürmchen-Höhlen.

So auch ich:

Ich habe Waitomo gemeinsam mit meinem Vater und meiner Stiefmutter im Februar 2018 besucht. Mein Vater hat schon viel Zeit in Neuseeland verbracht und hat uns die 4-stündige Lost-World-Klettertour in Waitomo empfohlen. Gebucht haben wir schon einige Monate vorher über das Internet. Der Preis ist nicht günstig, das Abenteuer lohnt sich aber zu 100 %. Allein die Vorstellung, dass man sich 100 Meter in ein dunkles Loch abseilen soll, trieb mich vor Aufregung fast an den Rand des Wahnsinns. Die Klettertour war für den 10. Tag unserer Neuseeland-Reise geplant, genau an meinem 27. Geburtstag.

Minion-Style gefällig?

Das Abenteuer begann am Waitomo-Visitor-Center. Dort wurden wir von Ian und Keanny, welche beide sehr aufgeschlossen, locker und hilfsbereit wirkten, abgeholt. Insgesamt waren wir eine Gruppe von 8 Personen, die sich der Herausforderung stellen wollten. Vom Treffpunkt aus ging es ca. 20 Minuten mit einem Van durch die Hügellandschaft zum Lost-World-Gebiet. Das Areal kann man nur durch eine geführte Tour betreten, da es sich im Privatbesitz eines Farmers befindet. Bei strahlendem Sonnenschein wechselten wir von der kurzen Sommerkleidung in einen blauen Ganzkörper-Overall mit gelben Gummistiefeln und Klettergeschirr. Noch den passenden Helm aufgesetzt, Kopflampe gecheckt und fertig ist der Minion-Style.

100 Meter über dem Abgrund!

Sehenswürdigkeit Lost World Neuseeland Waitomo Caves Höhlenklettern ReiseberichtAufgeregt und schon leicht verschwitzt marschierten wir zum Übungspfad. Alles wurde durch die Guides genauestens erklärt und vorgezeigt: Karabinerhaken rein, Karabinerhaken raus. Die Technik wurde uns mehrmals erklärt und vorgezeigt, bis alle den Ablauf im Schlaf konnten. Dann wurden wir ein paar Meter weiter Richtung Höhle geführt. Mit zitternden Knien ging es an den 100 Meter tiefen Abgrund. Nach erneutem Abchecken der Seile und Karabinern mussten wir uns an die Querstange parallel zum Abgrund lehnen. „Cheeeese“ – noch ein Erinnerungsfoto, ein kurzer Abstoß, ein kurzer Schrei, schon hingen wir 100 Meter über dem Höhlenschlund. Die Sicherheitsseile spannten sich, das Klettergeschirr schnürte einem die Beine ab, die verkrampften Hände lockerten sich langsam, das Herz beruhigte sich etwas, weil man nicht abgestürzt ist. Zentimeter für Zentimeter ging es in die Tiefe.

Tour Lost World Neuseeland Waitomo Caves Höhlenklettern ReiseberichtDie Höhlenwände beeindruckten uns, Skulpturen aus Höhlengestein, Pflanzen und Baumwurzel rankelten an den Wänden empor. Ein leichter Dunst umschloss uns und die Sonne verabschiedete sich langsam von uns Wagemutigen. Ich konnte nicht aufhören zu staunen und brüllte ständig: „Man ist das geil, wie geil ist das denn?!“ Mit roten Köpfen baumelten wir nun in dieser einzigartigen Natur, hilflos dem Schicksal und unseren Guides überlassen. Auf Hälfte der Höhe wurden erneut Fotos von oben und unten geschossen. Nach ca. 30-40 Minuten unten angekommen knickten die tauben Beine weg. Ich musste erst einmal zu mir finden nach dem Ganzen und tief durchatmen, bevor das Abenteuer weiter ging.

Wie ein Blindfisch über Stock und Stein

Die Höhle war ca. 30 Meter breit und führte, gefolgt von einem kleinen Flusslauf, mehrere hundert Meter tief ins Erdreich. Die Luftfeuchtigkeit war enorm. Leider hatte ich am Morgen vor Aufregung meine Kontaktlinsen nicht einsetzen können, sodass nun meine Brille ständig beschlug. Wie ein Blindfisch stolperte ich über Stock und Stein, kletterte über Felsen, rutschte versehentlich ab und holte mir einen schönen großen blauen Fleck. Mit einem Schmunzeln über meine eigene Tollpatschigkeit marschierte ich weiter. Nach ein paar Minuten gewöhnten sich meine Brillengläser an die Umgebung und meine Sicht auf die Höhlenlandschaft wurde besser.

Wir wanderten ein paar hundert Meter auf einem kleinen Pfad durch die Höhle und entfernten uns komplett von den letzten Sonnenstrahlen. Auf einem großen Felsen schossen die Guides einmalige Bilder von jedem Gruppenmitglied. Nach einer kurzen Verschnaufpause mit Wasser und Schokoriegeln ging es weiter in die absolute Dunkelheit. Man hörte den Fluss in der Dunkelheit rauschen. Am Flussufer lebte ein riesiger Aal, der sich erstaunlicherweise von den Guides streicheln und füttern lies. Ich hatte eigentlich Angst vor Aalen, aber dieser wirkte irgendwie niedlich. Im Anschluss quetschten wir uns hintereinander durch enge Spalten und rutschten auf den Knien über glitschige Felsen. Platzangst war hier wirklich fehl am Platz. Das Klettern war körperlich sehr anstrengend, aber durch die Gruppendynamik und die Unterstützung der Guides bewältigte man jedes Hindernis.

Lost World Abenteuer Neuseeland Waitomo Caves Höhlenklettern ReiseberichtUnser Guide Ian bat uns in einem Höhlengewölbe die Helmtaschenlampen auszuschalten. Anstatt der erahnten völligen Dunkelheit leuchteten tausende von Glühwürmer das Gewölbe aus. Während wir staunten, erklärte uns Ian etwas über die Entstehung der Höhle. Wir genossen den Augenblick, als würde man unter einem riesen Sternenzelt stehen und jeden Moment eine Sternschnuppe erwarten.

Die „Leiter des Horrors“

Nach kurzer Entspannung ging es weiter zum anspruchsvollsten Teil der Höhlentour. Wir standen einer nicht enden wollenden senkrechten Leiter gegenüber, die es zu erklimmen galt. Ich verlor schon beim Anblick der Leiter den Mut, aber es gab nur diesen einen Weg. Ich war Nummer 4 und zitterte vor Aufregung. Die Leiter war glitschig, kalt und die Abstände der Streben für kleine Personen eine Herausforderung. Nach ca. 10 Meter verließ mich die Kraft und ich hing an der Leiter wie ein halbtoter Fisch an der Angel. Von oben und unten kamen Rufe: „Vicky, you can do it!!“ Nach weiteren 10 Metern war der Fisch dann wirklich tot und mir schossen die Tränen in die Augen. Es führte kein Weg vorbei. Ich zitterte am ganzen Körper vor Erschöpfung und hatte Angst, trotz doppelter Sicherung, abzustürzen. Die Arme um die Leiter geschlungen schob ich mich allein mit Beinkraft (und einem Gebet zu meiner verstorbenen Oma) Meter für Meter nach oben durch das enge Felsenloch. Als ich mich die letzte Strebe nach oben kämpfte, wurde ich mit lautem Applaus empfangen.

Ich brauchte etwa 10 Minuten um wieder normal atmen zu können und mein leichtes Asthma schüttelte wütend mit dem Kopf.  In der Zeit meiner Erholung kamen die anderen nach oben, einige schneller andere noch langsamer als ich. Auf der gegenüberliegenden Seite verlief der Kletterpfad für die ganz Verrückten, insofern man die 7-stündige Tour gebucht hätte.

Der letzte Abschnitt führte über mehrere Leitern, aber lange nicht so extrem wie die „Leiter des Horrors“. Ian zeigte uns noch ein paar „hübsche“ riesige Spinnen, die zum Glück keinen Appetit auf Menschenfleisch hatten. Das Tageslicht kündigte sich wieder an und nach ein paar steinigen Stufen konnten wir den Ausgang sehen. Oben angekommen fiel ich sofort ins Gras und freute mich auf ein kühles Bier und ein neuseeländisches Rindersteak als Geburtstags-Dinner.

Unsere Guides begleiteten uns zurück zum Van und sammelten die Kletterausrüstung wieder ein. Als Erinnerung habe ich mir ein paar kleine Steine aus der Höhle mitgenommen. Zurück im Visitor-Center war der Abschied zwischen den Abenteurern sehr herzlich. Alle drückten sich gegenseitig und klopften sich stolz auf die Schultern. Durch unsere vorher übermittelte E-Mail-Adresse erhielten wir ein paar Tage später sämtliche Fotos von der Klettertour.

Mein Fazit über „Lost World Neuseeland“

ILost World Neuseeland Nordinsel Waitomo Caves Höhlenklettern Reiseberichtch bin in der Höhle wirklich an meine körperlichen Grenzen gekommen. Ich mache regelmäßig Sport aber die Leiter hat mich umgehauen. Das Erlebte zu verarbeiten, hat durch den enormen Adrenalinkick ein paar Tage gedauert aber ich würde es sofort wieder tun. Die Klettertour war mein persönliches Highlight in Neuseeland. Ich empfehle sie jedem, der auf Abenteuer steht und kein Sportmuffel ist.

LOST WORLD? You can do it! JUST DO IT!

 

Herzlichen Dank an unsere Gastautorin Vicky für ihren interessanten Erlebnisbericht über die Waitomo Caves in Neuseeland.

Wenn du auch einen Gastbeitrag auf www.burning-feet.com schreiben möchtest, klick auf folgenden Link.

Literaturtipps Neuseeland

  • Lonely Planet Reiseführer Neuseeland (Link)
  • Gebrauchsanweisung für Neuseeland (Link)
  • Reise Know-How Reiseführer Neuseeland (Link)
  • Landkarte Neuseeland (Link)

Meine Bücher

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