Carrauntoohil: Bergwandern auf Irlands höchsten Berg
Carrauntoohil ist die höchste Erhebung in Irland. Er liegt im südwestlichen Teil des County Kerry und ist ungefähr 1.041 Meter hoch. In genau diese Ecke von Irland schickte mich ein irrer Ire, den ich in Schottland traf. Der Ring of Kerry meinte er, ist die schönste Gegend seiner Insel und ich müsste unbedingt dort hin zum Wandern.
Wandern in Irland? Wenn es ums Wandern geht, war Irland eines der letzten Länder, die mir spontan in den Sinn kamen. Wenn ich an Kerry dachte, kam mir immer nur die Kerry Butter in den Sinn. Euch wahrscheinlich auch. Mit irren Iren sollte man jedoch besser nicht im Pub streiten. Eine Lebensweisheit. So buchte ich mir einen Flug von Edinburgh nach Dublin (120€), hievte mich in den Bus (20€) und stand einen Tag später in Killarney, dem Tor zur Kerry Halbinsel. 210 Kilometer auf dem Kerry Way liegen noch vor mir. 210 Kilometer, die ich am nächsten Samstag in Angriff nehmen werde. Drei Tage Zeit, um meinen Muskelfaserriss im linken Unterschenkel zu kurieren. Drei Tage, in denen ich natürlich nicht die Beine stillhalten konnte. Hier also mein kurzer Bericht über die heroische „Besteigung“ des Carrauntoohil, Irlands höchsten Berg.
Aufstieg Carrauntoohil im Kerry Nationalpark
In Killarney bieten dir unzählige Reiseveranstalter geführte Touren auf Irlands höchsten Gipfel an. Unnötig. Mit dem Taxi oder per Anhalter kommt man bequem und einigermaßen billig zum Ausgangspunkt des Wanderweges. Wir waren zu dritt und blechten für ein Taxi 10 Euro pro Person.
Über die Aufstiegsroute im Norden entlang Hag’s Glen, passierten wir zwei kleinere Seen und gelangten zur steilen, wasserführende Devil’s Ladder. Vor dieser Devil’s Ladder hatte uns der Taxifahrer (ein Ex-Soldat) und einige Bergführer gewarnt. Ein tückisches Stück der Aufstiegsroute, wo es fast senkrecht für einige hundert Meter über sehr loses Gestein und Geröll geht. Der Untergrund war rutschig und die Hände oftmals die einzige Möglichkeit, sicher an kniffligen Passagen vorbei zu kommen. Auch Steinschlag war ein Thema.
Ich bin mit Turnschuhen die Devil’s Ladder hoch. Kein Problem für Leute, die erfahren und trittsicher sind. Wer mit dem Erfahren und mit Trittsicherheit im Zwiespalt steht, der sollte sich nicht zu fein sein seine Bergstiefel zu schnüren. Regelmäßig muss dort die Bergrettung ausrücken und nicht selten den Leichensack rausholen. Seid also gewarnt. Gerade das wechselhafte Wetter und Passagen, die an Steilhängen vorbeiführen, verzeihen bei starkem Wind, Regen oder Nebel keinen Fehltritt.
Bei uns war das Wetter kein Problem. Nur der Wind fegte Wolken und Nebelbänke vom Atlantik her über den Carrauntoohil und erschwerten die Sicht im weiteren Aufstieg. Wenn ihr aber erst einmal die Devil’s Ladder gemeistert habt, dann geht es nur noch in Serpentinen bis zum Gipfelkreuz. Kein Drama und selbst bei Nebel konnten wir uns gut an den zahlreichen Steinmännchen orientieren.
Etwas mehr als zwei Stunden und wir waren vom Parkplatz am Fuße des Berges, bis zum Gipfel aufgestiegen. Pausen inklusive. Am Gipfel selbst konnten wir nichts vom Umland sehen. Der Nebel war einfach zu dicht. Aber in etwas tieferen Passagen eröffnete der Carrauntoohil tolle Aussichten über den Kerry Nationalpark, die umliegenden Seen, die Bergketten und sogar den Atlantik in der Ferne.
Abstiegsrouten Carrauntoohil
Bis zum Endpunkt der Devil’s Ladder (von Aufstieg betrachtet), ist die Abstiegsroute identisch, die der Aufstiegsroute. Wer möchte, kann dann wieder über die Devil’s Ladder absteigen. Wir entschlossen uns für die Alternativroute. Diese geht vom Plateau an der Devil’s Ladder weiter bergauf, führt über den Bergrand und anschließend im Zickzack ins Tal hinab. Diese Abstiegsroute wird als zickzack-Way bezeichnet und ermöglichte uns, weitere Teile des Nationalparks einzusehen.
Tipps:
- Wen die Devil’s Ladder im Aufstieg zu steil oder rutschig ist, der kann auch diesen zickzack-Way nutzen. Dieser ist definitiv sicherer aber auch zweifelsohne die Mutti-Variante.
- Du kannst auch den Kerry Way mit einem Abstecher zum Carrauntoohil verbinden. Es führt eine alternative Route vom Kerry Way zum Gipfel und über den Südost Hang zurück zum Kerry Way. Dafür solltet ihr aber eine Karte mitnehmen oder zumindest Lokals genau über die Route ausquetschen.
Mein Fazit
Der Summit Track auf den Carrauntoohil ist für geübte und erfahrende Bergwanderer keine Herausforderung. Aber trotz seiner nur 1.041 Meter, macht ihn die Devil’s Ladder zum Stolperstein für den normalen Sonntagstouristen. Mit Flipflops, Prada-Tasche und Chihuahua läuft dort keiner hoch. Die Unfallstatistiken belegen das.
Mir hat der kleine 5 Std. Trip sehr gut gefallen. Ich würde ihn daher gern noch einmal besteigen, um bei wolkenfreien Himmel die grenzenlose Aussicht zu genießen. Ein Muss für jeden, der sich in der Gegend um den Ring of Kerry verirrt. Für jeden, der vom Land mehr als nur den Geschmack von Butter auf der Zunge spüren möchte.
Bewertung Carrauntoohil
- Abenteuerfaktor: 2 von 5 Sternen
- Infrastruktur: 2 von 5 Sternen
- Schwierigkeitsgrad: 3 von 5 Sternen
- Individualfaktor: 2 von 5 Sternen
- Natur/Landschaft: 4 von 5 Sternen
Sicherheitshinweise Carrauntoohil
- Ausrüstung: Packe für schlechtes Wetter (Mütze, Handschuh, warme, wasserfeste Jacke und Hose); Karte und Kompass; Essen und Trinken für die gesamte Tour
- Check den Wetterbericht, bevor du gehst. Am Gipfel ist es deutlich kälter als am Fuß des Berges und durch die Atlantiknähe ist das Wetter wechselhaft.
- Die ungefähre Zeit für Auf- und Abstieg beträgt 5-7 Stunden bei anstrengendem Wandern.
- Es gibt keine Nothütten oder Unterstände im Auf- oder Abstieg vom Carrauntoohil.
- Dreh um falls die Wetterbedingungen einen weiteren Aufstieg erschweren oder wenn jemand aus eurer Gruppe Schwierigkeiten bekommt.
Literatur Carrauntoohil
Carrauntoohil Ausrüstung (Beispiele!)
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